Project:
Contact:
Object:
Type:
student flat house
Location:
København [satellite]
Country:
Denmark
Architect:
ONV arkitekter 🔗, København
Materials:
Click lock standing seam sheet, timber (façade)
Published:
metallbau 1-2/2023
Pages:
41 - 41
Content:
[article]      
 

Wohnprojekt Venligbolig +, Kopenhagen

VHF für Wohnmudule

In Kopenhagen entstand ein integratives Wohnprojekt für Studierende und Flüchtlinge, das aus 42 vorgefertigten Wohnmodulen besteht. Einheitlich verkleidet und bedacht wurden die drei viergeschossigen Bauten mit einer industriell vorgefertigten Stehfalzverkleidung.
[no english version available]
Venligbolig + bedeutet im Deutschen "Freundliches Wohnen Plus". Das im Kopenhagener Stadtteil Frederiksberg gelegene Wohnprojekt wendet sich in gleicher Weise an Studierende wie Flüchtlinge und bietet insgesamt 74 Bewohnern Unterkunft. Bewohnt wird es zur Hälfte von Einheimischen und Ausländern, wodurch letztere bessere integriert werden sollen. Den Anstoß hierzu gab der sozial engagierte Verein We-do-democrazy. Bauherr ist die Frederiksberg Forende Boligselskaber (FFB), ein lokales Wohnungsunternehmen, das zur Arbeijdernes Kooperative Byggeforening gehört, was so viel wie die " Arbeiter- Baugenossenschaft" bedeutet.
Das Projekt wurde entworfen von Søren Rasmussen und seinem Architekturbüro ONV, das in Dänemark bekannt ist für seine Bauten in Metallleichtbauweise. Das Ensemble besteht aus drei Baukörpern, die sich aus jeweils 14 quaderförmigen Raummodulen zusammensetzen, die liegend in einem annähernden Quadrat über vier Ebenen gestapelt sind. Den so entstehenden Innenhof füllt jeweils ein stählerner Treppenkern mit Aufzug.
In Venligbolig+ finden sich vier verschiedene Modultypen, die alle jedoch 10,24 Meter lang, 3,63 Meter breit und 3,20 Meter hoch sind. Sie unterscheiden sich vor allem in den Positionen von Eingangstür und Fenstern sowie, ob das Modul einen Balkon hat oder keinen. Dem entsprechend variieren die Einheiten auch geringfügig in der Raumaufteilung. Für die 74 Bewohner wurden 38 Raummodule geschaffen, die bis auf zwei paarweise bewohnt werden. Jedes Modul weist neben den jeweiligen Bewohnerzimmern noch ein Bad und eine Wohnküche auf. Mit drei weiteren Modulen wurden zudem für jedes Haus eine große Gemeinschaftsküche geschaffen und das letzte Modul fungiert als allgemeiner Wirtschaftsraum mit den Waschmaschinen.
Ausführung
Die Raummodule wurden von der dänischen Baufirma BM Byggeindustri A/S in Hobro vorgefertigt, nach Kopenhagen geliefert und dort per Autokran an ihre Position gehoben, weshalb diese Bauphase stark an das Stapeln von Überseecontainern erinnert. Da die Raummodule schon werkseitig gedämmt wurden, war eine Fassadendämmung vor Ort nicht mehr erforderlich. Die Baustellenfotos zeigen die abschließend darauf angebrachte Wetterschutzbahn.
Verkleidet wurden die Module mit dem Nordic Klickfalz von dem ebenfalls in Hobro ansässigen Hersteller DS Stålprofil. Bei dessen Produkt handelt es sich um eine industriell vorgefertigte Stehfalzverkleidung aus Stahlblechen, mit dem eine vorgehängte, hinterlüftete Fassade geschaffen wird. Die in den Breiten 275 und 475 Millimeter lieferbaren Paneele gehen immer über eine volle Deckbreite. Dabei wird ein Element immer über die Aufkantung des vorherigen Paneels geklickt. Montiert wird die Stehfalzbekleidung mittels des langgelochten Auflagerbereichs und extra flachen Schrauben. Dieser Langlochbereich befindet sich an der Außenseite der zweiten Aufkantung und wird immer von dem Folgepaneel verdeckt. Die Montagezeit verkürzt sich so erheblich, da ein umständliches Hantieren mit Falzzangen auf der Baustelle entfällt. Die Klickfalzelemente werden immer nach Anwenderangaben bis zu einer Länge von 10,00 Metern millimetergenau hergestellt. Dabei beträgt die Lieferzeit lediglich 10-14 Tage.
Rohmaterial
Möglich wird dies, weil der Dach- und Fassadenhersteller das bereits in der finalen Farbfassung angelegte Rohmaterial als meterhohe Rollen (Coils) vom schwedischen Stahlhersteller SSAB bezieht. In seinem Werk führt DS Stålprofil ausschließlich eine Kaltverformung mit einem im Endlosbetrieb arbeitenden Rollformer durch. Eine Schlagschere schneidet dann die bestellte Blechlänge ab. Die Coils wurden bereits im Stahlwerk feuerverzinkt und farbbeschichtet. Insofern ist nur die von SSAB produzierte, jedoch recht breite Farbauswahl verfügbar. DS Stålprofil hält aber alle gängigen Farben in seinem Lager vor und produziert damit kurzfristig auf Nachfrage.
Der Rollformer beschädigt dabei weder die Feuerverzinkung noch die Farbeschichtung, welche auf dem nachhaltigen GreenCoat- Prinzip basiert. Bei diesem werden, so weit wie möglich, mineralische Öle durch Rapsöl ersetzt. Das langfristige Ziel ist, die komplette Farbbeschichtung aus erneuerbaren Rohstoffen zu erstellen. Konkret wird das Stahlblech unmittelbar nach seiner Walzung beidseitig feuerverzinkt, erhält dann sofort eine Grundierung (Primer), bevor an einer weiteren Station die erwähnte, auf den Prinzipien des GreenCoat basierende, nachhaltige Farbbeschichtung auf der Oberseite appliziert wird. Die Unterseite ist ebenfalls feuerverzinkt und grundiert, erhält jedoch nur einen einheitlich grauen Rückseitenschutzlack (RSL), da für diesen geringere Anforderungen hinsichtlich des Korrosionsschutzes gelten: Außen sind die Schutzklassen RC 3-5 für den Außenbereich gefordert, der RSL benötigt nur RC 2.
Sturmreif
Die industriell vorgefertigten Stehfalzpaneele werden von DS Stålprofil in den Stärken 0,6 und 0,75 Millimeter geliefert. Bewusst verwendet man etwas stabilere Blechstärken, die insbesondere besser an das rauere nordische Klima angepasst sind. Zusammen mit der Universität Aarhus wurde die Klickverbindung in Orkan- Simulationen und mit verschiedenen Materialien getestet. Die Ergebnisse belegten die erforderliche Stabilität sowohl für die angebotenen Stahlblechstärken wie auch für eine optional verfügbare Kupfervariante. Sie zeigte aber auch, dass Zink als Klickfalzmaterial zu weich ist, da sich bei Orkanstärke der Falz öffnet.
Untergrund
Die Unterkonstruktion einer Nordic Klickfalzfassade wird vorzugsweise in Holz ausgeführt. Dies kann sowohl als Vollschalung erfolgen, oder als Lattung, die etwa alle 30 Zentimeter eine Verschraubungsmöglichkeit haben sollte. Bei beiden Schalungsvarianten ist unmittelbar unterhalb des Stehfalzpaneels eine 6-8 Millimeter starke Dampfsperre mit einem Wirrgelege vorzusehen, die als Hinterlüftung fungiert. Die von Handwerkern gerne "Spaghettifolie" genannte, leicht komprimierbare und dennoch wasserdichte Trennlage verhindert eine Tauwasserfilmbildung zwischen Holz und Metall. Bei Venligbolig+ wurde hingegen mit einer Unterkonstruktionen aus horizontalen Aluminiumprofilen gearbeitet. Diese wurden direkt auf die Außenseiten der gedämmten und durch die erwähnte Dampfsperre geschützten Wohnmodule montiert.
Holz und Stahl
Um den gestapelten Charakter von Venligbolig+ zu betonen, entschieden sich die Architekten, die meisten Stirnseiten der Wohnmodule mit einer Sichtholzlattung zu verkleiden. Dieses fraglos formale Detail zeigt sinnfällig, dass gerade die Verbindung verschiedener Konstruktionsformen einen Mehrwert an sozialer Qualität und Nachhaltigkeit oftmals einfacher erreichen lässt.
Robert Mehl, Aachen

https://www.metallbau-magazin.de/artikel/vhf-fuer-wohnmodule-3897261.html