Project:
Contact:
Object:
Vasaplan
Type:
Central bus terminal
Location:
Country:
Sweden
Architect:
Materials:
laminated timber
Published:
structure 03.04.2019
Pages:
online
Content:
[article]      
 

Busbahnhof von Umeå, Schweden

Holztragwerk als Lichtfilter

Im Nordschwedischen Umeå wurde am zentralen Vasaplan ein Bushahnhof in Form eines langen, mittig im Straßenprofil angelegten Bahnsteigs realisiert. Seine Dachkonstruktion besteht aus, eng aufeinanderfolgenden, großformatigen Leimholzpfetten, die ein Glasdach tragen.
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Umeå ist mit 88.000 Einwohnern die größte Stadt der schwedischen Provinz Norrland und liegt an der Westküste des bottnischen Meerbusens. Das auch "Stadt der Birken" genannte nordische Oberzentrum ist stark geprägt, von zweigeschossigen, mit Holz beplankten Altbauten des beginnenden 20. Jahrhunderts, weshalb eine hölzerne Busbahnhofsüberdachung städtebaulich durchaus stimmig erscheint.
Entworfen wurde die neue Nahverkehrsdrehscheibe von Wingårdh Architekten aus Göteborg, die Statik wurde von dem kanadischen Ingenieurbüro WSP entwickelt, bekannt durch den ebenfalls in Holz erstellten Golfclub von Montreal. Anders als gewohnt, nimmt der neue Busbahnhof keine platzartige innerstädtische Fläche ein, sondern liegt mittig im Straßenprofil des zentralen Nygatan. Im wesentlichen handelt es sicher hierbei um einem knapp 160 m langen und 10 m breiten "Bahnsteig". Auf Höhe der Querstraße Vasagatan ist der überdachte Wartebereich einmal unterbrochen für den hier querenden Verkehr.
Die Dachkonstruktion besteht aus auffallend großformatigen Leimholzbindern, die aus formalen Gründen bewusst überdimensioniert wurden. Nach Architektenangaben wäre dies konstruktiv selbst für die erhöhte Schneelast dieser Region so nicht erforderlich gewesen.
Gewählt wurde die Konstruktion jedoch mit Blick auf die Tageslichtführung, ergänzt um eine Dachfläche aus Glas. Das durch sie einfallende Tageslicht wird vom Schattenwurf der massiven Holzbinder rhythmisch gegliedert und so insbesondere in seiner sommerlichen Strahlkraft merklich gedämpft. Bei Dunkelheit wird der Bussteig von verdeckt an den Bindern montierten LED's illuminiert. Sie schaffen ein indirektes und insbesondere für die Busfahrer blendfreies Licht.
Die Holzstruktur sitzt leicht erhöht auf einem Betonfundament, dass ein konstruktiver Teil des Bussteigbodens ist. Formal kaum von einem "normalen" Bürgersteig zu unterscheiden, wurde diese Flächen mit Heizschleifen durchzogen, die für ein Abschmelzen des winterlichen Schnees sorgen. Unterhalb des Daches wurden sowohl offene, wie auch geschützte Wartebereiche angelegt. Die mittig angeordneten Stützen sind eine holzverkleidete, hohle Fachwerkkonstruktion, die zudem die Wandflächen für die digitalen Hinweistafeln und für hinterleuchtete Wegweiser bilden. Über dezente Wartungstüren in diese quaderartigen Tragstrukturen gelangt man zu Wartungszwecken sowohl von hinten an diese Informationstechnik, wie auch an die entsprechenden Versorgungsschächte.
Das geteilte Glasdach neigt sich flach zur Mitte, wo eine verdeckte Rinne liegt, über die die Dachentwässerung erfolgt. Sie führt den Niederschlag Fallrohren zu, die im Zentrum der erwähnten Stützenkonstruktion angeordnet sind und die diesen in das örtliche Kanalnetz für Sturmwasser einleiten.
Robert Mehl, Aachen
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