Project:
Contact:
via mail ✉
Object:
Estádio Nacional Mané Garrincha
Type:
soccer stadium
Location:
Brasilia [satellite]
Country:
Brazil
Architect:
Materials:
UHPC-concrete, PCE
Published:
DBZ-Stadionheft 2014
Pages:
26 - 31
Content:
Estádio Mané Garrincha in Brasilia
Der Fußballtempel
[no english version available]
Eigentlich gab es an dieser Stelle schon ein Stadion. Es war eine kleine Mehrzweckarena mit nur einer einzelnen Westtribüne, die von Eduardo Bandeira de Mello errichtet und 1974 eröffnet wurde. Sie liegt direkt an der Eixo Monumental, der zentralen Mittelachse der von Lúcio Costa großzügig entworfenen und von den Bauten Oscar Niemeyers geprägten Plan- und Hauptstadt im brasilianischen Hinterland. Der ursprüngliche Gedanke war, dass der fast namensgleiche Sohn dieses Architekten, nämlich Eduardo Castro Mello, den Bestand ertüchtigen und drei weitere Tribünen hinzufügen sollte. In Ergänzung dazu machte der brasilianische Staat eine internationale Ausschreibung für ein ergänzendes Stadiondach, die ein Konsortium, bestehend aus den Hamburger Architekten gmp und dem Stuttgarter Ingenieurbüro sbp, für sich entscheiden konnte.
Der Stützenwald
Deren Konzept war es, sich auch formal an die ausgesprochen auf Beton ausgerichtete Architektursprache der brasilianischen Kapitale anzupassen, weshalb sich die deutschen Planer schnell auf diesen Werkstoff festlegten. Des Weiteren wollte man mit der Überdachung auch eine Referenz an den Bestand schaffen. Er sollte weiterhin als eigenständiger Bau erkennbar sein und gleichzeitig geschützt werden – letztlich die klassische Leitlinie für ergänzende Entwürfe in der Denkmalpflege. Das Resultat ist quasi eine Einhausung, die 288 Säulen zählt, welche bis zu 59 m hoch sind und den Stadionbau von Mello in kreisrunder Anordnung umgeben. Auf diesem Säulenring liegt eine flache, ebenso runde Dachkonstruktion, welche die volle Tiefe dieses runden „Portikus“ einnimmt. Dach und Säulen sind aus Beton, letztere gar aus Ultra- High- Permance- Concrete (UHPC). Der Baustoff empfahl sich sowohl, um bei der Höhe und dem dafür ausgesprochen geringen Durchmesser von nur 1,20 m eine entsprechende Druckfestigkeit zu erzielen, als auch um eine möglichst glatte und homogene Betonoberfläche zu erhalten.
Deren Konzept war es, sich auch formal an die ausgesprochen auf Beton ausgerichtete Architektursprache der brasilianischen Kapitale anzupassen, weshalb sich die deutschen Planer schnell auf diesen Werkstoff festlegten. Des Weiteren wollte man mit der Überdachung auch eine Referenz an den Bestand schaffen. Er sollte weiterhin als eigenständiger Bau erkennbar sein und gleichzeitig geschützt werden – letztlich die klassische Leitlinie für ergänzende Entwürfe in der Denkmalpflege. Das Resultat ist quasi eine Einhausung, die 288 Säulen zählt, welche bis zu 59 m hoch sind und den Stadionbau von Mello in kreisrunder Anordnung umgeben. Auf diesem Säulenring liegt eine flache, ebenso runde Dachkonstruktion, welche die volle Tiefe dieses runden „Portikus“ einnimmt. Dach und Säulen sind aus Beton, letztere gar aus Ultra- High- Permance- Concrete (UHPC). Der Baustoff empfahl sich sowohl, um bei der Höhe und dem dafür ausgesprochen geringen Durchmesser von nur 1,20 m eine entsprechende Druckfestigkeit zu erzielen, als auch um eine möglichst glatte und homogene Betonoberfläche zu erhalten.
Schwebende Esplanade
Wie bei vielen anderen Stadien auch wurde der untere der zwei Ränge der „Bowl“ in das Erdreich abgesenkt. Bedingt durch das leicht abschüssige Terrain führt zu der dazwischen liegenden Haupterschließungsebene ein aufgeständerter Umgang innerhalb des Stützenringes, obwohl dieser auf Höhe des Haupteingangs niveaugleich mit den vorgelagerten Parkplätzen angeordnet ist. Von dieser Esplanade aus erreicht man den Oberrang über seitliche Rampen, Aufzüge oder Treppen. Geschlossene Gebäudebereiche finden sich hingegen fast ausschließlich im inneren Kernbereich des Stadions.
Wie bei vielen anderen Stadien auch wurde der untere der zwei Ränge der „Bowl“ in das Erdreich abgesenkt. Bedingt durch das leicht abschüssige Terrain führt zu der dazwischen liegenden Haupterschließungsebene ein aufgeständerter Umgang innerhalb des Stützenringes, obwohl dieser auf Höhe des Haupteingangs niveaugleich mit den vorgelagerten Parkplätzen angeordnet ist. Von dieser Esplanade aus erreicht man den Oberrang über seitliche Rampen, Aufzüge oder Treppen. Geschlossene Gebäudebereiche finden sich hingegen fast ausschließlich im inneren Kernbereich des Stadions.
Das Dach
Ähnlich wie die Stadiondächer der WM- Stadien von Rio de Janeiro oder auch Salvador de Bahia trifft der Besucher hier auf ein PTFE- Membrandach. Wie auch bei den anderen handelt es sich um eine radiale Zugseilkonstruktion, bei der ein innerer zentraler Zugring mit immensen Kräften allseitig nach außen gezogen und so statisch bestimmt in der Schwebe gehalten wird. Montiert wurde die Dachkonstruktion erneut im Rahmen eines „Big- Lifts“. Dabei wurde mittels außen aufgestellter Kräne und Seilwindmaschinen zur gleichen Zeit der innere Zugring nach oben gezogen. Anschließend wurden auch hier die schwebenden Druckstützen in ihren vorgesehenen Positionen fixiert und die textile Schutzmembran montiert. Einen gesonderten Druckring gibt es hier nicht, dafür wurde das massive Betondach auf dem „Stützenwald“ im Vorfeld konzipiert und bewehrungstechnisch ausgelegt. Die innere Dachöffnung des Nationalstadions von Brasilia ist noch enger gefasst als etwa beim Maracanã Stadion in Rio de Janeiro. Überdeckt dort die textile Membran nur rund 95 % der Ränge, reicht sie hier bis weit über das Spielfeld. Bedingt durch die schüsselartige Absenkung des Spielfeldes beträgt hier die lichte Höhe zwischen dem Grün und dem Dach 62 m.
Ähnlich wie die Stadiondächer der WM- Stadien von Rio de Janeiro oder auch Salvador de Bahia trifft der Besucher hier auf ein PTFE- Membrandach. Wie auch bei den anderen handelt es sich um eine radiale Zugseilkonstruktion, bei der ein innerer zentraler Zugring mit immensen Kräften allseitig nach außen gezogen und so statisch bestimmt in der Schwebe gehalten wird. Montiert wurde die Dachkonstruktion erneut im Rahmen eines „Big- Lifts“. Dabei wurde mittels außen aufgestellter Kräne und Seilwindmaschinen zur gleichen Zeit der innere Zugring nach oben gezogen. Anschließend wurden auch hier die schwebenden Druckstützen in ihren vorgesehenen Positionen fixiert und die textile Schutzmembran montiert. Einen gesonderten Druckring gibt es hier nicht, dafür wurde das massive Betondach auf dem „Stützenwald“ im Vorfeld konzipiert und bewehrungstechnisch ausgelegt. Die innere Dachöffnung des Nationalstadions von Brasilia ist noch enger gefasst als etwa beim Maracanã Stadion in Rio de Janeiro. Überdeckt dort die textile Membran nur rund 95 % der Ränge, reicht sie hier bis weit über das Spielfeld. Bedingt durch die schüsselartige Absenkung des Spielfeldes beträgt hier die lichte Höhe zwischen dem Grün und dem Dach 62 m.
Alles anders
Das eingangs beschriebene Arrangement, wie das neue Dach und der Bestand kombiniert werden sollten, war der Plan – der jedoch so nicht umgesetzt wurde. Tatsächlich wurde der Bestand kurz nach Baubeginn überraschend gesprengt. Dann errichteten die Brasilianer an alter Stelle einen kompletten Neubau. Tatsächlich mag dies nicht zum Nachteil der finalen Sportstätte sein, allerdings ist die ursprüngliche Idee eines ergänzenden „neu zu alt“ nicht mehr vorhanden.
Robert Mehl, Aachen
Das eingangs beschriebene Arrangement, wie das neue Dach und der Bestand kombiniert werden sollten, war der Plan – der jedoch so nicht umgesetzt wurde. Tatsächlich wurde der Bestand kurz nach Baubeginn überraschend gesprengt. Dann errichteten die Brasilianer an alter Stelle einen kompletten Neubau. Tatsächlich mag dies nicht zum Nachteil der finalen Sportstätte sein, allerdings ist die ursprüngliche Idee eines ergänzenden „neu zu alt“ nicht mehr vorhanden.
Robert Mehl, Aachen