Project:
Contact:
Object:
Becker steelworks
Type:
urban development
Location:
Viersen-Willich [satellite]
Country:
Germany
Architect:
Heinz Jahnen Pflüger 🔗 (urban design)
Materials:
urban conversion, refurbishing
Published:
metallbau 03/2022-2
Pages:
23
Content:
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Janssen Metallbau und Montage GmbH, Kalkar

Stahlbau im Industriestil

Peter Janssen führt mit seiner Frau Katrin in dritter Generation ein Metallbauunternehmen, das aus einer Schmiede hervorgegangen ist und sich über die Jahre auf Industriekultur und Polizeigewahrsame spezialisiert hat.
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Früher einmal lag der Firmensitz am Oyweg eher vor den Toren von Kalkar, mittlerweile wächst ein ausgedehntes Industriegebiet langsam über den Standort hinweg und die ehemals randständige Lage wird zunehmend zentral. Die älteren Stadtbewohner verbinden mit Kalkar vor allem den "Schnellen Brüter" – ein Kernkraftwerk, das zwar vollendet wurde, aber nie ans Netz ging. Ab 1991 wurde die Anlage zurückgebaut und dient heute als Freizeitpark, den man von der neuen Dachterrasse von Metallbau Janssen gut sehen kann.
Nach Jahrzehnten des erfolgreichen Betriebs in den alten beengten Räumlichkeiten entschied sich Peter Jansen, der zusammen mit seiner Frau Katrin das Unternehmen in dritter Generation führt, die bestehenden Hallenbauten zu ergänzen. Nunmehr entsteht auf dem Firmengrundstück ein Verwaltungsneubau, in dessen beiden Obergeschossen sie selber künftig wohnen wollen. Der bisherige Bürobereich in der bestehenden Werkhalle soll dann in einen Showroom und einen Pausenbereich umgewandelt werden.
Der Neubau ist architektonisch durchaus ambitioniert angelegt, sein Obergeschoss weist auf der Eingangsseite einen Überhang von 3,20 m auf. So entstehen geschützte Fahrzeugstellplätze, die es erlauben, auch bei schlechtem Wetter trockenen Fußes vom Auto ins Haus zu kommen.
Die beiden oberen Wohngeschosse werden von einer Dachterrasse abgeschlossen, die über einen mittig darauf angelegten Wintergarten zugänglich ist. Von hier hat man die eingangs erwähnte Aussicht. Wie es sich für einen Metallbauer gehört, ist der Bau eine tragende Stahlkonstruktion. Die äußeren Wandflächen sind aus raumklimatischen Gründen mit Kalksandstein ausgefacht und werden bis zur Fertigstellung noch mit horizontal orientiertem Wellblech standesgemäß verkleidet.
Der Großvater war Schmied
Peter Janssen's Großvater war Schmied, der bis in die 1950er Jahre seinen Betrieb im Ortskern von Kalkar hatte. Im Zuge der damals vorangetriebenen industriellen Beruhigung der Innenstädte bot ihm die Gemeinde im Tausch für das Innenstadtgrundstück eine deutlich größere Fläche außerhalb an. Er ging darauf ein und errichtete die noch heute bestehende Stahlhalle. Sie wird künftig mit einem maßgefertigten Verbindungsbau an den Verwaltungsneubau angeschlossen, die stählerne Tragkonstruktion hierfür steht schon.
Der Betrieb beschäftigt derzeit acht Mitarbeiter, hinzu kommt noch der rüstige Senior sowie dessen die Verwaltung unterstützende Ehefrau und natürlich das Inhaberehepaar. Janssen Metallbau versteht sich als klassische Bauschlosserei, die vor allem Geländer, Treppen, Tore und Zäune fertigt. Eine geringere Rolle spielt der Bereich von Bauelementen wie Sektionaltore oder Brandschutztüren, was sowohl für komplett geschlossene Stahlblechtüren wie auch für verglaste Rohrrahmentüren gilt. Darüber hinaus bietet das Unternehmen Edelstahlbearbeitung an, weshalb sie ein Schweißfachbetrieb u.a. für WIG- Schweißen sind. Eine ihrer Leistungen ist damit das Verschweißen von Edelstahl mit einer nicht abschmelzenden Wolframelektrode.
Gitter für Polizeigewahrsame
Über die Jahre hat sich Janssen Metallbau auch als ein Anbieter für die Verarbeitung von Hart- Mangan- Stählen etabliert. Hier führen sie bis nach Lingen im Emsland Schlosserarbeiten an Polizeigewahrsamen aus. Eine wiederkehrende Aufgabe ist dabei die Produktion und der Einbau von Gefängniszellentüren und von Gitterstäben. Große, sicherheitsrelevante Geheimnisse gibt es hierbei nicht, die Bauteile müssen grundsätzlich alle nach den geltenden Kleber- Schweiß- Richtlinien hergestellt und montiert werden. Die Sicherheit ergibt sich aus dem verwendeten Material: Hart- Mangan- Stahl, der nicht zerspahnt werden kann. Es handelt sich um einen besonders zähen Stahl, der weder, gebohrt, gesägt, noch gefeilt werden kann. Augenzwinkernd merkt Peter Janssen hierzu an, dass "ein Gefängnisinsasse, der in seinem Kuchen eine Feile findet, solange damit feilen kann, bis er regulär entlassen wird!"
Die Bearbeitung von Hart- Mangan- Stahl erfolgt händisch ausschließlich mit einer Flex oder maschinell mit einer Stanze, wobei diese für das besondere Material ausgelegt sein muss. Nach Peter Janssen's Erfahrung führt die Bearbeitung von Hart- Mangan- Stahl zu einem deutlich erhöhten Ausschlagen der Maschinenlager.
Er erinnert sich, dass sie einmal für eine Gitterstabwand Rundlöcher aus einem Vierkantprofil ausstanzen mussten. Dabei schoss der ausgestanzte Bolzen mit einer solchen Wucht in die darunter aufgestellte Auffangwanne, dass er an deren Boden förmlich abprallte, durch die Hallendecke schoss und damit ein Loch im Dach produzierte. Niemand kam zu Schaden, aber man behalf sich anschließend, in dem ein großes Stück Schaumstoff in die Wanne gelegt wurde, wodurch der Abpralleffekt erheblich gemindert wurde.
Metallbau für Industriekultur
Peter Janssen bereitet es große Freude, sich in alte Konstruktionen einzufinden, insbesondere wie man sie in der Industriekultur findet. Aufmerksam studiert er die vorgefundene Bauweise und adaptiert diese für aktuell erforderliche Funktionen. So ergab sich vor kurzem bei dem Projekt "Wasserwerk Willich" ein Folgeauftrag: Nach dessen Fertigstellung und beginnender Nutzung stellte sich im Bereich zwischen den inneren, thermisch wirksamen Schüco- Fenstern und den äußeren, nicht isolierten Stahlfensterrekonstruktionen ein Tauwasserniederschlag ein. Die Planer kamen zu dem Schluss, dass hier der vorgesehene Luftaustausch zu gering sei und entschieden, dass die äußere Festverglasung durch eine kippfähige zu ersetzen wäre, die natürlich der bisherigen Optik entsprechen müsse. Peter Janssen entwickelte eine entsprechende Konstruktion und sah bei den zu neigenden Fensterflügeln zudem eine Begrenzungsschere vor. Da die Außenmaße der neuen, ebenfalls feuerverzinkten Flügel exakt denen der Alten entsprechen, sind sie vor Ort einfach auszutauschen.
Nicht nur das handwerkliche Entwickeln von Problemlösung zeichnet den Betrieb aus, seine Mitarbeiter sind zudem echte Allrounder: das Einglasen der Rahmen führen sie ebenfalls selbst aus.
Robert Mehl, Aachen

https://www.metallbau-magazin.de/artikel/mb_Janssen_Metallbau_und_Montage_3737885.html