Projektart:
Anfrage:
Objekt:
BP Zentrale
Typ:
Verwaltungsgebäude
Ort:
Bochum [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Materialien:
Beton, Glas
Publiziert:
Profile V 07/2007
Seiten:
88 - 97
Inhalt:
[Artikel]      
 

BP Zentrale Bochum

Ein Gebäude, das Ressourcen schont und Energie spart

 

Herr Teherani, wie würden Sie die Leitidee des Ensembles umschreiben?

Wir entwickeln die Idee immer aus dem Ort. Hier in Bochum waren wir nicht so frei, eine Solitärform entwickeln zu können. Es gab auf dem Grundstück zunächst den Riegel des Altbaus, den es aufzunehmen und fortzuführen galt. Auf der anderen Seite hatten wir den Park zu berücksichtigen. Daraus entwickelten wir das Konzept der "vertikalen Pavillons im Grünen". Die umgebende Landschaft haben wir so angelegt, dass sie zwischen die Gebäude eingreift und eine Verzahnung entsteht. Uns war es wichtig, den Nutzern das Gefühl zu vermitteln, sie befinden sich inmitten des Parks. Den Pavillons haben wir eine Richtung gegeben. Diese Gebäude sind diagonal angeschnitten, so dass Blickachsen mit Sicht auf den Park entstanden sind. Hätten wir stattdessen einfach einen zweiten parallelen Riegel zum Bestand errichtet, wäre diese Aussicht für die Hälfte der Nutzer einfach verbaut gewesen. So haben wir nunmehr vier Einzelkörper, die vorgelagert zwischen Stadt und Park vermitteln.

Inwieweit wurde die Leitidee des Entwurfs durch das Corporate Identity des beauftragenden Konzerns bestimmt?

Die Umsetzung des CI haben wir durch die konsequente Einbindung der Natur in das Ensemble erreicht. Entsprechend der Marketingausrichtung des Konzens gibt es eine Verknüpfung mit der Natur und keine Wand, die sich gegen das Umfeld und – bildlich – gegen die Umwelt stellt. Wir haben aus dem Bau ein freundliches „Green Building“ gemacht.

Wie funktioniert die Erschließung der Baukörper?

Das Gebäude besitzt zwei horizontale Erschließungsebenen. Der Zugang erfolgt über die Vorfahrt im Erdgeschoss. Da das Ensemble im Hang liegt, öffnet sich dieser Bereich zum Park. Der weitere Weg führt hinter dem Empfang hinab in die Sockelzone zur Verteilung der senkrechten Kerne und lebt vom Erlebnis des Umrundens des Innenhofes. Im Sockelbereich ist ferner die Konferenzzone sowie die Kantine untergebracht.
Die Skywalks im 4. Obergeschoss bilden einen zusätzlichen, geschlossenen Erschließungsring, der auch den Altbau einbezieht. Zur weiteren Verkürzung der Wege gibt es zwei zusätzliche Brücken zwischen Eingangsgebäude und erstem Pavillon. Sie bilden eine transparente Schallschutzwand für den Innenhofbereich gegen die Wittener Straße.

Abgesehen von den Sichtachsen zum Park, wie wichtig ist der Blickkontakt zwischen den Gebäuden zueinander?

Durch das gegenseitige Sehen entsteht eine interne räumliche Bindung, welche die Baukörper funktional zusammenwachsen lässt. Auch meinen wir, dadurch das Gemeinschaftsgefühl unter den Mitarbeitern zu stärken. Gleichzeitig definieren wir mit diesen internen optischen Beziehungen eine Mitte.

Welche entwerferische Wechselwirkungen gibt es zwischen den geschaffenen Räumen und deren Hülle?

Die geschossalternierenden Öffnungen sind aus dem Wunsch entstanden, die Vertikale zu vermeiden. Solche Fensterreihen wären für uns zu hierarchisch gewesen. Wir wollten auch keine klassische Lochfassade mit Fenstern haben, sondern uns waren die geschosshohen Öffnungen wichtig, die auch noch im Sitzen einen attraktiven Ausblick gestatten. Durch den geschossweisen Versatz der Pavillon- Fenster haben wir einerseits eine sehr angenehme Lebendigkeit erreicht und gleichzeitig für eine flächige Wahrnehmung der Fassade gesorgt. Eine zusätzliche Belebung der Gebäudehülle haben wir durch die Verwendung unterschiedlich großer Fensteröffnungen je nach Gebäudeseite und in Abhängigkeit von deren Besonnung und Ausblick erreicht. An den Nordost- und Nordwestseiten sind die Fenster größer und die Wandflächen kleiner, an den beiden südlichen Seiten ist dies umgekehrt. Im Inneren finden wir bei beiden Varianten eine einseitige Abschrägung der Fensterleibungen durch die Verwendung von Wand- Betonfertigteilen mit dreieckigem Grundriss, in die auch die stehenden Heizkörper bündig integriert sind.
Die Variation der Fenstergröße schafft ähnliche Licht- und Wärmeeinstrahlungsverhältnisse für nord- und südorientierte Arbeitsplätze. Gleichzeitig wird durch die schräge Wandstellung der Anteil von indirektem Licht erhöht.
Formal haben wir eine Umkehrung dieser Fassadenprofilierung beim Empfangsgebäude. Dort finden wir eine plastisch durchgearbeitete Außenfläche, die jedoch eine weit gehend ebene Innenansicht aufweist. Bei den Pavillons haben wir dagegen eine glatte Außenhaut mit fast bündig eingesetzten Fenstern und diesem anspruchsvollen Spiel der Innenleibungen. Es handelt sich also bei allen Baukörpern um die Variation desselben Themas.

Gebäude ein und desselben Architekturbüros atmen einen einheitlichen Geist. Gleichzeitig weist jeder Bau etwas sehr individuelles Neues auf. Was ist an der BP Zentrale BRT-typisch und was ist das Neue?

Wir entwerfen Gebäude für die Menschen. Wir versuchen, grundsätzlich optimale Proportionen, Lichtsituationen und Blickbeziehungen zu erzielen. Selbst der abgelegenste Raum muss so gut sein, dass ich persönlich mich dort reinsetzen würde. Ferner sind wir bestrebt, die Eigenschaften des Ortes als Plus einzubeziehen und zu nutzen.
Beides finden wir auch hier definitiv wieder. Der große Reiz war an diesem Bau für uns, direkt für den späteren Nutzer zu bauen. Das Gebäude sozusagen auf Maß zu schneidern in Hinblick auf das Corporate Identity, die Art der Unternehmensführung und die detaillierten Anforderungen, die über ein Standardraumprogramm hinausgehen.
Architekt Hadi Teherani sprach mit Robert Mehl, Aachen
http://www.schueco-profile.de