Projektart:
Anfrage:
Objekt:
Private Aussichtsterrasse
Typ:
Einfach verglaster Wintergarten
Ort:
Dornbirn
Staat:
Österreich
Architekt:
Alu-Glas-Technik GmbH 🔗, Lustenau (Metallbauer)
Materialien:
Stahl, Glas
Publiziert:
metallbau 9/2023
Seiten:
10 - 11
Inhalt:
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Alu- Glas- Technik GmbH, Lustenau

Eigenes Profil bei Wintergärten

Wintergärten werden immer beliebter: In Lustenau nahe Dornbirn bietet ein mittelständischer Metallbauer ausschließlich individuell konzipierte Wintergärten an, deren Rahmen und Tragwerk aus eigens für diese Firma gezogenen Aluminiumprofilen besteht.
"Los geht es immer mit einem Vororttermin bei der Kundschaft", beschreibt Andreas Märk, Geschäftsführer der Alu- Glas- Technik GmbH den Beginn eines Auftrages. Denn es wissen die meisten Bauherrn kaum um die grundverschiedenen Lösungsmöglichkeiten, die sie beim Wintergartenbau haben, so Märk. Gerade im Internet findet man sehr viele unpassende und unattraktive Standardlösungen. Im Gespräch will er zunächst herausfinden, welche Vorstellungen sein Kunde hat; tatsächlich gehe es nie darum, was technisch die beste Lösung für das jeweilige Gebäude sei. Märk erläutert, dass es grundsätzlich drei verschiedene Arten von Wintergärten gibt:
Einfach verglaster Wintergarten
Bei dieser Version handelt es sich um eine ungedämmte Terrassen- oder Balkoneinhausung, um diese etwa acht Monate im Jahr zu nutzen. Immer wenn sich selbst nur kurze Sonnenfenster öffnen, bietet dieser Ort eine spontane Möglichkeit, sich "gefühlt" nach draußen zu setzen, denn dort ist alles trocken, sauber und für die Nutzung hergerichtet. Entsprechend ist dieser Wintergarten auch vollkommen unbeheizt; ist die Sonne weg, ist die Wärme weg. Dafür besticht sie durch eine besonders schlanke Konstruktion, schmale Profile und somit einer stärkeren Verbindung zum Außenraum.
Dreivierteljahres- Wintergarten
Auch hier handelt es sich um eine Terrassen- oder Balkoneinhausung, nun allerdings komplett wärmegedämmt. Die gläsernen Dachflächen und die vertikale Schiebeanlage sind isolierverglast und mit gedämmten, deshalb etwas größeren Aluminiumprofilen gefasst. Das hat zudem den Vorteil, dass robustere Rahmenkonstruktionen ausführbar sind. Auch dieser Wintergarten ist baulich noch komplett vom Rest des Hauses separiert, kann aber mit einer einfachen Heizung schnell auf Temperatur gebracht werden. Märk nennt hier beispielhaft Heizstrahler, Infrarotheizung oder die von ihm bevorzugte Wärmequelle, einen Schweden- Ofen, sowohl wegen ihrer kurzfristig abrufbaren Leistung wie auch des Feuerstellenambientes. Die kleinsten Geräte haben eine Leistung von 4,5 kw. Sie reichen schon aus, um einen vielleicht 40 m² großen Raum in 30 Minuten während winterlicher Temperaturen aufzuheizen. Eine Fußbodenheizung, die klassischerweise eine niedrige Verlauftemperatur aufweist, funktioniert hingegen gar nicht. Die Idee eines Dreivierteljahres- Wintergartens ist, das ganze Jahr über einen Raum in Bereitschaft zu haben, den man aber nicht durchgehend auf Wohnungstemperatur halten will. Vorteilhaft ist auch hier immer noch, mit relativ schlanken Profilen arbeiten zu können, da die Wärmedämmung den abgetrennten Raum und eine separate Wärmequelle isoliert, was auch eine hohe Außenraumnähe schafft.
Der Ganzjahres- Wintergarten
Mit dieser Version wird ein zusätzlicher Innenraum geschaffen, was nach den heutigen Bauvorschriften eine echte Gebäudeerweiterung darstellt. Das heißt, dass die Wintergartenkonstruktion und Verglasung allen geltenden Dämmwerten für Innenräume entsprechen müssen, und dass der neue Raum in die zentrale Heizungsanlage zu integrieren ist. Gerne stellt Märk in so einer Situation dann die Frage, ob man nicht gleich die bestehende Trennwand zwischen Innenbereich und Wintergarten einreißen solle, um damit den anschließenden Wohnraum real zu erweitern, zumal beide Bereiche ja nunmehr eh zum identischen Heizkreislauf gehören.
Eigene Profilserie
Die Alu- Glas- Technik GmbH verarbeitet generell nur eigene Aluminiumprofile. Diese lässt sich das Unternehmen von der österreichischen Hydro- Niederlassung, der Hydro Extrusion Nenzing GmbH in Nenzing ziehen. Dieser Produktionsweg ist historisch gewachsen, da zum Zeitpunkt der Firmengründung 1994 der Aluminiumprofilmarkt kaum von großen Firmen dominiert war. "Wenn man einmal seine etablierten Bezugswege und die entsprechenden Verarbeitungswerkzeuge hat, dann bleibt man halt in seinem eigenen System!" merkt dazu Andreas Märk an. Das firmeneigene System basiert auf drei Grundprofilen, die alle 50 mm breit sind. Das kleinste System ist zudem auch 50 mm hoch und wird für lichte Weiten bis etwa 2,30 m eingesetzt. Das Mittlere weist eine Höhe von 92 mm auf und kommt bei Abständen von bis zu 3,40 m zum Einsatz, Das größte System schließlich misst 142 mm und überspannt Längen von bis zu 5,00 m, weshalb dieses in einer Rohlänge von 5,50 m von dem Hersteller bezogen wird, um es verschnitt-optimiert zu verarbeiten. Um auch den Verschnitt bei den anderen beiden Profilstärken gering zu halten, bezieht die Alu- Glas- Technik GmbH das mittlere 92er Profil in einer Länge von 6,50 m und das 50x50er in 5,50 m. Die eingangs benannten Maximallängen erhält man, wenn man dieselben teilt. So sind grundsätzlich auch Überlängen möglich, ohne dass das Reststück für weitere Verwendungen zu kurz ist. Darüber hinaus ist es mit der größeren Grundlänge des 142er Profils auch möglich, zweigeschossige Pfeiler für höhere Wintergärten auszuführen. Stolz ist Märk auf das Basisprofil seiner firmeneigenen Klemmleiste: Im Gegensatz zu denen großer Hersteller weist dieses keine rechtwinkligen, sondern abgeschrägte Kanten auf. So können sich auf den Fensterrahmenoberkanten keine Wasserflächen bilden, die für Undichtigkeiten sorgen, da eine Gummidichtung nie hundertprozentig dicht sei, so Märk. Mit der Schräge wird das Gros des Wassers direkt abgeführt.
Zukauf von Schüco- Profilen
In der Regel führt die Alu- Glas- Technik GmbH ihre Wintergärten mit Schiebetüren aus, wobei sie insbesondere die Schiebetüranlagenprofile für die rahmenlose Einscheibenverglasung noch über einen lokalen Hersteller beziehen, aber derzeit sogar eine eigene Profilserie erwägen. Früher war es üblich, Drehkippfenster und Glastüren in Wintergartenfassaden einzubauen, heute geschieht das nur noch selten. Der Grund ist eine erheblich geringere Luftwechselrate durch die kleineren Öffnungsquerschnitte. Sofern aber ein Bedarf an solchen Einsatzelementen besteht, verwendet das Metallbauunternehmen exklusiv Profile der Schüco International KG. Diese werden vorkonfektioniert über einen Zulieferbetrieb bestellt und als Ganzes von den eigenen Technikern eingesetzt.
Eine Eigenentwicklung sind hingegen die Dachklappen für die Glasdachflächen. Hier bemängelt Andreas Märk, dass es auf dem freien Markt bislang keine langfristig wasserdichten Lüftungsklappen für Glasdächer gäbe - im Gegensatz zu der ihrigen. Erforderlich sind diese motorenbetriebenen Öffnungen nur bei gedämmten Wintergärten, um effektiv einen sommerlichen Wärmestau abzuführen.
Zertifiziert zum Aluminiumschweißen
Andreas Märk versteht sein Unternehmen als Schlosserei, die sich auf das Verarbeiten von Aluminiumprofilen spezialisiert hat. Stahlarbeiten führen sie nur zum Eigenbedarf aus. Entsprechend verfügt die Firma als eine von wenigen im Vorarlberg über eine Zertifizierung zum Aluminiumschweißen. Tatsächlich führt der Betrieb auch alle Profilrahmenecken geschweißt aus und stößt diese nicht auf Gehrung, wie das bei industriell erstellten Aluminiumfensterrahmen geschieht. Der Vorteil ist dabei, dass es nicht nur besser aussieht, sondern auch eine höhere Wasserdichtigkeit der Rahmenkonstruktion bedeutet.
Keine CNC- Fräse
Andreas Märk ist studierter Zivilingenieur und Betriebswirt. Er erwarb 2014 die Alu- Glas- Technik GmbH von deren Gründer, der sich anschließend zur Ruhe setze. Heut besteht der Betrieb aus einem 14-köpfigen Team, wobei zwei Techniker ausschließlich im Büro an der Werks- und Ausführungsplanung arbeiten. Drei Mitarbeiter sind fest der Produktion zugeteilt, ein weiterer Mitarbeiter ist für das Vorbereiten und Komplettieren zuständig. Schließlich gibt es zwei Montageteams, die vor- Ort den Aufbau durchführen. Für digitale Fertigungsformen wie eine computergesteuerte CNC- Fräse gibt es in dem Betrieb keinen Bedarf, da letztlich nur individuelle Sonderlösungen ausgeführt werden.
Kundenkreis
Die Aufträge verteilen sich im Verhältnis 80 zu 20 Prozent zwischen Privatkunden und Industrie, wobei die Umsätze noch einmal anders gelagert sind, da etwa eine Sheddachsanierung oder eine Oberlichtsanierung ganz andere Laufmeterumsätze erbringt. Bei den Privatkunden lebt das Unternehmen überwiegend von der Mundpropaganda und einem treuen Kundenstamm: Es gibt viele Anfragen von ehemaligen Wintergarteninhabern, die aus Altersgründen ihr Haus verkauft und eine kleinere Wohnung erworben haben. Die wünschen sich an dieser wieder einen Wintergarten, nunmehr auf dem Balkon. Tatsächlich sieht Andreas Märk seine Hauptkunden aber in Wintergartenbesitzern, die einfach einen neuen, zeitgemäßen Wintergarten haben möchten.
Robert Mehl, Aachen

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