Projektart:
Anfrage:
Objekt:
Typ:
Messe
Ort:
Basel [Satellit]
Staat:
Schweiz
Architekt:
diverse
Materialien:
Information, Weiterbildung
Publiziert:
baublatt 01/2024
Seiten:
34
Inhalt:
[Artikel]      
 

Neue Berufsbilder im Bauwesen

Die Baubranche im Aufbruch

An der diesjährigen Swissbau werden neue Berufsbilder und entsprechende Weiterbildungs¬möglichkeiten vorgestellt. Diese betreffen nicht nur Planer und Architekten, sondern auch das etablierte Handwerk.
Mit Blick auf die Verhinderung des drohenden Klimawandels werden seit einigen Jahren die Herausforderungen an das Bauwesen als die fünf "R" zusammengefasst: Reduce, Reuse, Refurbish, Repurpose und Recycle – zu Deutsch: Reduzieren, Wiederverwerten, Sanieren, Umnutzen und Wiederverwenden. Damit einher geht ein Bewusstseinswandel und ein sukzessives Umschwenken der akademischen Ausbildung in den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen. Schon früh im Studium werden die Studierenden für die Verwendung nachwachsender Rohstoffe und den nachhaltigen Einsatz konventioneller Baustoffe sensibilisiert.
Aber auch das Handwerk stellt sich zunehmend für die Zukunft auf. So gewinnt etwa bei Zimmermanns- und Schreinerbetrieben der Einkauf von nachhaltig produzierten Holzprodukten an Bedeutung. Zweifellos schlägt sich dies auch in den Endpreisen nieder, doch aktuell stellt ein aktiver Verweis auf deren Verwendung einen Marketingvorteil dar.
Auch Schlosser und Metallbauer verweisen zunehmend auf ihre Expertise in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit. So gewinnt zunehmend der Einsatz von umweltschonenden Lacken oder von sogenanntem „grünen“ Stahl an Bedeutung.
Zentrales Thema in der Fortbildung von Handwerkern ist aber zweifelsohne der Erwerb von digitalen Kompetenzen. So können sich selbst Kleinstbetriebe der Handhabung von digitalem Planmaterial nicht entziehen. Tatsächlich ist dabei nicht nur gefordert, dass der Handwerker eines beliebigen Gewerkes mit einem Computer entsprechende Entwurfsdateien öffnen kann, sondern dazu in der Lage ist, auch aktiv neue Planzeichnungen zu erstellen. Grosser Beliebtheit erfreuen sich gewerkübergreifend bei Handwerkern in der Bedienung einfach gehaltene CAD- Programme, wie etwa SolidWorks. Analog zur realen Ausführung generiert der Handwerker damit dreidimensionale Bauelemente (wie etwa Holzsparren eines Dachstuhls oder die Metallstufen einer Wendeltreppe) und fügt diese als virtuellen Modellbausatz zusammen. Diese Elemente sind durchweg Einzeln oder in Gruppen aufrufbar und können zudem mit einer Eigenschaftsliste versehen werden, was dem Building Information Modeling (BIM) nicht unähnlich ist.
Überhaupt gewinnt BIM, bei dem – wie soeben erwähnt – einzelne reale Bauteile eine digitale Entsprechung haben, die mit einer Liste von entsprechenden Eigenschaften verknüpft sind, in der Planung zunehmend an Bedeutung. Es ist das Gebot der Stunde, dass sich das ausführende Handwerk damit vertraut macht. So kann beispielsweise ein reales Bauteil mit einem Chip versehen (ge-"tagged") werden, womit bei einem realen Gang durch das Gebäude der Techniker mittels Scanner die entsprechenden Informationen zu diesem Element erhält. Auf diesem Chip können nicht nur die physikalischen Bauteileigenschaften angegeben sein, sondern ggf. auch Wartungsintervalle, die nach der Bauausführung für das Facility Management (FM) interessant sind.
Kenntnisse solcher digitalen Möglichkeiten sind für das ausführende Handwerk mittelfristig unerlässlich, da sie eine Erweiterung der handwerklichen Kompetenz darstellen und diese sinnvoll ergänzen. Monotone, sich wiederholende Arbeiten werden zunehmend durch digital gesteuerte Anlagen ausgeführt. Gefragt ist dabei aber deren kritische Kontrolle sowie die Kompetenz einer fachmännischen, manuellen Ausführung, sobald die digitale Anlage an ihre Grenzen stösst.
Robert Mehl, Aachen
https://www.baublatt.ch/swissbau/panel-discussion-an-der-swissbau-neue-berufsbilder-35307