Projektart:
Anfrage:
Objekt:
Schulzentrumturnhalle
Typ:
Dreifachturnhalle
Ort:
Passau [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Schwinde Architekten 🔗, München
Materialien:
Angelina-Lochstegträger, Trapezbleche
Publiziert:
structure 08.04.2020
Seiten:
online
Inhalt:
[Artikel]      
 

Dreifachsporthalle in Passau

Hürdenlauf im Flur

In Passau wurde ein bestehendes Schulzentrum um eine Dreifachsporthalle erweitert. Angebunden an den Bestand ist diese durch einen Skywalk im ersten Obergeschoss, der als 60 m lange Wettkampfbahn angelegt ist.
Das Schulzentrum im Passauer Stadtteil Haidenhof, südwestlich der Altstadt, liegt auf einem flachen Bergausläufer, der die Flusstäler von Donau und Inn trennt. Unmittelbar östlich der Altstadt vereinigen sich beide Flüsse. Auch die Ilz, der dritte Fluss der Stadt, mündet hier in die Donau. Eine große Ausfallstraße verläuft auf dem Hügelkamm in Richtung Neuburg. Die neue Sporthalle liegt nördlich davon, weshalb die steile Topografie von der Straße weg in Richtung Donau abfällt.
Entwurf
Das Münchener Büro Schwinde Architekten nutzte dieses Relief und legte zur Neuburger Straße hin ein Vorfeld mit Parkplätzen, einer Busvorfahrt und einem großzügigen Hallenzugang an. Unmittelbar westlich der neuen Sportstätte liegt die alte, in ihrer Kapazität nicht mehr ausreichende Halle. Der Neubau wurde analog zur bestehenden Halle hangparallel angeordnet. Entlang der Hauptstraße entstand so an der Südseite eine übergeordnete Wegeachse zwischen der östlichen Real- und der westlichen Berufsschule. Dieser Achse folgt auch ein fensterloser Skywalk im ersten Obergeschoss. Hierin befindet sich eine über 60 m lange Leichtathletik- Wettkampfanlage mit vier Bahnen, die unabhängig von der Jahreszeit das Trainieren klassischer Sportdisziplinen zulässt.
Nutzung
Infolge des abgesenkten Spielfelds wird die Sporthalle straßenseitig auf der Zuschauerebene betreten. Ausgelegt als Versammlungsstätte für bis zu 600 Zuschauer, bietet sie diesen an den Längsseiten Platz. Darüber hinaus kann der südliche Zuschauerbereich auch für Festivitäten genutzt werden, weshalb in dem vorgelagerten Foyer eine Ausgabenküche angegliedert ist. Belichtet wird der Sportbau über Verglasungen im Norden und Süden und über Lichtkuppeln im Dach. Trennwandvorhänge erlauben die Aufteilung in drei Einzelhallen. Die Umkleiden wie die Geräteräume sind auf Spielfeldebene angeordnet. Unterhalb der Sporthalle befindet sich eine seitlich offene Parkebene mit 100 Stellplätzen. Die Zufahrt erfolgt über eine Außenrampe, die natürliche Belüftung haustechnikfrei von der Seite.
Konstruktion
Die neue Sportstätte wurde als Stahlbetonskelettbau ausgeführt, dessen aussteifende Wände in der Technikebene wie auch alle Decken aus Ortbeton bestehen. Die nichttragenden Wände wurden hingegen in Trockenbau ausgeführt. Das Hallendach ist eine Leichtbaukonstruktion mit Trapezblechdeckung, die auf zwölf jeweils 35,10 m langen und 1,565 m hohen Angelina- Lochstegträgern aufliegt. Hierbei handelt sich um großformatige IPE- Profile, deren Mittelstege durch einen kurvenförmigen Brennschnitt aufgetrennt werden. Die beiden so geschaffenen wellenförmigen T- Profile werden anschließend um eine halbe Öffnungsbreite versetzt und erneut miteinander verschweißt. So entsteht ein Lochstegträger mit vergrößerter Höhe bei gleicher Stahlmenge, der ein verbessertes Verhältnis von Trägheitsmoment zu Gewicht aufweist. Der so genannte „Laufschlauch“, die Kampfbahn im 1. OG, besitzt ebenfalls ein Dach in Leichtbauweise mit quertragenden Stahlprofilen und einer Trapezblechdeckung. Bemerkenswert ist ferner die Tiefgarage, die ohne Bodenplatte auskommt. Gearbeitet wurde hier wie im Straßenbau, der Asphalt wurde auf einen klassischen Unterbau aufgebracht. Dementsprechend war der Tiefgaragenbelag schon vor Beginn der Rohbauarbeiten eingebracht und die Baustelle damit eine ausgesprochen saubere.
Robert Mehl, Aachen
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