Projektart:
Anfrage:
Objekt:
Lentpark
Typ:
Eissporthalle & Schwimmbad
Ort:
Köln [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Schulitz + Partner 🔗, Braunschweig
Materialien:
Stahlbau, Glas
Publiziert:
DBZ-Stadionheft 2014
Seiten:
56 - 61
Inhalt:
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Eis- und Schwimmstadion Lentpark in Köln

Cooles Ding und heiße Sache

 
Das Kölner Lentparkstadion ist eine kombinierte Eissport- und Schwimmhalle, die obendrein noch einen Saunabereich – und die einzige Eishochbahn Europas – aufweist. Der 2011 in Betrieb gegangene Bau ersetzt das alte Kölner Eis- und Schwimmstadion, das bis 2009 an dieser Stelle stand. Dieses war im Jahr 1936 als Demonstrationsanlage für Wärme- und Kältetechnik von der Linde AG errichtet worden. 1955 fand hier sogar die Eishockeyweltmeisterschaft statt. 1998 wurde schließlich der in die Jahre gekommene Bau als Spielstätte des Bundes liga clubs „Kölner Haie“ durch die moderne Kölnarena (heute: Lanxess Arena) ersetzt.
Das neue zweigeschossige Sportzentrum wurde entworfen von Schulitz + Partner Architekten aus Braunschweig. Es weist einen Grundriss in Form eines gleichseitigen Dreiecks mit stark abgerundeten Ecken auf. Seine Fassade ist geprägt von einer außen angebrachten, horizontalen Konstruktion aus fixierten Stahlblechlamellen. Diese dient dem passiven Sonnenschutz und verhindert ein Auftauen des Eises durch direkte Einstrahlung.
Auch die neue Spielfläche des heutigen Lentparks besitzt Turnierdimensionen, allerdings weist die Halle nur einen verhältnismäßig kleinen Zuschauerbereich auf. Tribünen sind hier auch eher nachrangig, da die Halle speziell auf die Anforderungen von Amateurvereinen mit wenig Publikum zugeschnitten ist. Diese nutzen die neue Halle täglich ab 18 Uhr so intensiv, dass sie permanent ausgelastet ist. Neben Vereinen aus den unteren Ligen sind das vor allem Curling- und Sledge- Eishockeymannschaften. Trotz weniger Zuschauerplätze ist die Eisfläche gegenüber diesen um eine Ebene auf Untergeschossniveau abgesenkt, wodurch die Halle wieder eine arenaartige Atmosphäre erhält.
Im Obergeschoss des zweigeschossigen Sportzentrums im Kölner Norden befindet sich die erste und bislang einzige Eishochbahn Europas. Die 260 m lange und im Schnitt 8 m breite Trasse umrundet komplett das Gebäude. Ihre Anlage ist letztlich auch der formale Grund für die abgerundeten Gebäudeecken. Leider entsprechen die geschaffenen Kurvenradien dennoch nicht den internationalen Turnierstandards, die eigentlich nur das klassische 400-m- Oval zulassen, weshalb die Anlage ausschließlich dem Breitensport vorbehalten ist. Thermisch ist die Eisbahn mit der Spielfläche über einen Balkon verbunden. Hier befindet sich auch ein großer Lastenaufzug, mit dem die mobilen Eismaschinen zwischen den beiden Ebenen verfahren werden. Eine großzügige Verglasung aller Bereiche des Eisrings verschafft den Schlittschuhfahrern abwechslungsreiche Perspektiven, natürlich nach außen, aber insbesondere nach innen. So gleitet der Blick beim Umrunden des Multifunktionsbaus mal auf die Eisarena und mal in den Schwimmbereich. Dabei fährt man die ganze Zeit in Augenhöhe der gelben Stahlfachwerkkonstruktion, die das Dach trägt.
Über den ebenerdigen Haupteingang erreicht man linker Hand barrierefrei die erwähnte Tribüne, wohingegen sich nach rechts das Hallenbad anschließt. Eine durchgehende Glasfläche schafft damit eine komfortable Sichtbeziehung. Dieser ebenfalls dreieckige Innenbereich besitzt ein 25 m langes Turnier- sowie in der Grundrissspitze ein kleines Lehrschwimmbecken. Während im Obergeschoss der Badebereich von dem verglasten Eisring umgeben ist, gewährt eine Fensterfront im Erdgeschoss Ausblicke nach außen in die grüne Umgebung des eigentlichen Lentparks.
Zwischen dem Hallenbad und der Eishalle liegt mittig ein rechteckiger Gebäudekern, über den die Gebäudenutzung organisiert ist. Während die Schwimmbadumkleiden direkt hinter der Kasse angeordnet sind, befindet sich der Schlittschuhverleih auf Höhe der Eisfläche im Untergeschoss. Im Obergeschoss haben die Braunschweiger Architekten eine Cafeteria eingerichtet, die sowohl vom beheizten wie vom gekühlten Bereich, allerdings über separate Eingänge, zugänglich ist. Auf der rückwärtigen Seite des Gebäudekerns befindet sich ein Saunabereich, zu dem auch eine Außenanlage gehört. Diese demonstriert überzeugend, dass solche Orte nicht zwingend in einem finnisch-rustikalen Blockhausstil gehalten sein müssen. Über einen blickdichten Holzzaun ist diese Freifläche von einem Freibadbereich an der Gebäudewestseite getrennt. Dieser wird dominiert von einem großen, an einen See erinnernden Schwimmbecken, für welches das Wasser in einer natürlichen Weise mit einer Kiesberieselungsanlage aufbereitet wird.
Nachhaltigkeit und ein bewusster Einsatz von Energie waren bei diesem Projekt ein zentrales Thema. Denn tatsächlich macht sich der scheinbare Widerspruch von „Eis“ und „Heiß“ im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt. So wird die Abwärme aus den Rückkühlwerken der heruntergekühlten Hallenbereiche zum Erwärmen des Wassers im Hallenbad und der Duschen genutzt. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach hat mit dazu beigetragen, dass der Lentpark als erste Sportstätte überhaupt in das Green Building Programm der EU aufgenommen wurde.
Robert Mehl, Aachen