Projektart:
Anfrage:
Objekt:
Typ:
Büro- und Geschäftshaushaus
Ort:
Düsseldorf [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
ingenhoven architects 🔗, Düsseldorf
Materialien:
u.a. 8 km Hainbuchenhecken
Publiziert:
structure 21.06.2019
Seiten:
online
Inhalt:
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"Ingenhoven Tal", Düsseldorf

Grundsteinlegung und Richtfest auf einmal

Vor dem Düsseldorfer Schauspielhaus entsteht derzeit der Kö Bogen II von ingenhoven architects. Ausgehend von einem erdbodenbündigen Betondeckel fanden gleichzeitig die Hoch- und Tiefbauarbeiten statt, so dass man am 9. Mai 2019 zugleich Grundsteinlegung und Richtfest beging.
Auch wenn das Ergebnis des offiziellen Namenswettbewerb noch nicht verkündet ist, so hat der Volksmund das Großprojekt auf dem ehemaligen Vorplatz vor dem Schauspielhaus und dem benachbarten 3-Scheiben- Hochhaus nach dessen Architekten als das "Ingenhoven Tal" benannt. Ursächlich dafür sind dessen steil geneigte Außenwände, die einmal, genauso wie sein leicht zum Theater geneigtes Pultdach oberhalb des 4. OG mit insgesamt 8 km Hainbuchenhecken bepflanzt werden. Zusammen mit einem Pavillonbau, der eine geneigte Dachfläche aufweist, die sich aus dem Vorplatz erhebt und die mit Gras bepflanzt wird und explizit zum Verweilen gedacht ist, formt das Ensemble eine Art Tal, welches den freien Blick auf eben dieses Schauspielhaus - eine Inkunabel der Moderne - sicherstellt.
Nach dem Tausendfüßler
Bis 2012 überspannte der so genannte Tausendfüßler - eine unattraktive Hochstraße - die am 3-Scheiben- Hochhaus vorbeiführende Hofgartenstraße. Sie wich dem neuen Kö- Bogen- Tunnel und erlaubte die städtebauliche Neukonzeption dieses zentralen Ortes der nordrheinwestfälischen Landeshauptstadt. Von diesem Straßentunnel wird einmal die Erschließung der neuen Großtiefgarage unter dem Kö Bogen II erfolgen. Diese ersetzt eine frühere, die sich unter dem besagten Schauspielhaus- Vorplatz befand.
Aus der Notwendigkeit des Rückbaus der bestehenden Tiefgarage, einer deutlich schnelleren Bauverlaufs sowie einer erheblichen Reduzierung des Baulärms für die Anwohner, entschied man sich erstmalig in Deutschland bei einem Hochbauprojekt dieser Größenordnung für einen erdbodengleiche Deckelbauweise: Die alte Tiefgaragendecke wurde durch einen Betondeckel zu ersetzt, um darunter der obsoleten Bestand, gut 20.000 m³ Betonabbruch, abzureißen. Dieses Deckelbauwerk kragt zudem mit einem leichten Höhenversprung in Richtung Schadowstraße aus. In diesem Bereich wurde in annähernd bergmännischer Art rd. 100.000 m³ Erdreich für fünf Tiefgeschosse ausgebaggert, während gleichzeitig auf dieser Scheibe mit der neuen Blockrandbebauung entlang der Schadowstraße begonnen wurde.
Um dieser Bodenplatte in Höhe des Erdgeschossfußbodens auch nach dem Abtrag des unterirdischen Altbaus, bzw. des anstehenden Erdreichs ein Auflager zu geben, trieb man zunächst 98 Betonstützen als Pfahlgründungen millimetergenau ins Erdreich. Diese wurden sukzessiv freigelegt und teilweise Kellerwandabschnitte an diese angeschlossen. Wann immer man die doppelte Geschosstiefe erreicht hatte, betonierte man im die nächst folgende Untergeschossdecke und setzte darunter dann die Ausschachtungsarbeiten in der Tiefe fort.
Spannbetonsplitter
Die eingangs erwähnte, splitterartige geneigte Grünfläche kann statisch als ein Brückenbauwerk aufgefasst werden. Ausgehend von aussteifenden, eingeschossigen Betonwänden ruht die scheibenartige, spitz zulaufende Deckenplatte auf nur 4 Rundstützen. Um ihr Eigengewicht, samt der zu erwartenden Verkehrslast (bei einem Open- Air- Event sollen mehrere 100 Menschen auf ihr stehen können) ohne einen Unterzug aufzunehmen, besteht die Deckenbewehrung aus vorgespanntem Stahl. Insgesamt wurden bei dem Kö- Bogen II rd. 7.000 to Stahl verbaut.
Am 9. Mai 2019 wurde tatsächlich sowohl das Richtfest auf dem Dach der neuen Blockrandbebauung entlang der Schadowstraße und sowie die Grundsteinlegung am tiefsten Punkt der neuen Tiefgarage feierlich begangen.
Robert Mehl, Aachen
https://www.structure-magazin.de/artikel/ingenhoven-tal-koe-bogen-ii-in-duesseldorf-feiert-grundsteinlegung-und-richtfest-zugleich-34285