Projektart:
Anfrage:
Objekt:
Zur Kooperation von Architekt und Metallbauer
Typ:
Interview
Ort:
Münster [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Bernhard Mensen 🔗, Münster
Materialien:
Altbausanierungen
Publiziert:
metallbau 11/2020
Seiten:
54 - 55
Inhalt:
[Artikel]      
 

Architekt Bernhard Mensen im Interview

Respekt und Wertschätzung

Traditionell ist die Zusammenarbeit von Architekten mit Handwerkern und ausführenden Betrieben von zahlreichen Ressentiments und Vorbehalten geprägt. Die Zeitschrift metallbau hat einmal die Seiten gewechselt und den Architekten Bernhard Mendes von nach seiner Einschätzung befragt.
Herr Mendes, beginnt Ihrer Einschätzung nach eine Kooperationen zwischen Metallbauunternehmen und Architekten erst mit der Vergabe oder gehen dieser oft informelle Vorgespräche voraus?
Das hängt stark von der Qualität der Baumaßnahme ab! Wenn die Aufgaben sehr komplex und schwierig werden, differiert das stark! Wir als Planungsbüro müssen uns natürlich mit allen Projektdetails beschäftigen, von der Toilettenschüssel bis zur Dachpfanne. Und natürlich gibt es immer wieder Situationen, dass ein spezifische Gewerk einfach mehr Fachkenntnis hat, als wir selber! Logischer Schluss ist, dass wir immer dann, wenn nicht standardisierte Aufgaben zu lösen sind, die entsprechenden Leute befragen. Das sind für uns in erster Linie qualifizierte Handwerker. Dabei schätzen wir die Einschätzung Generalisten, die in der Lage sind, über ihren eigenen Tellerrand zu schauen.
Hat ein Metallbauer, speziell im Fassadenbau in der Beratung auch einen qualitativen Einfluss auf die Auswahl der eingesetzten Produkte?
Nein, so etwas machen wir nicht!
Wir als Planungsbüro suchen erst einmal nach optimalen konstruktiven Lösung für das bauliche Problem und sehen uns erst dann nach Herstellern oder Produkten um! Wir präferieren keine Marken oder Produkte. Zudem sprechen Sie gerade einen Architekten an, der immer wieder Dinge neu entwickelt - gerade beim Stahlbau!
In Ihrem Magazin sind im letzten Jahr zwei Artikel über unsere Arbeit erschienen, die jeweils über lange Zeiträume gingen und diesen Planungsansatz gut verdeutlichen: Einmal war das der Turmspitzenersatz am Sendener Wasserschloss (Ausgabe 12/2019) und einmal die Rekonstruktion der historischen Stahlfenster am LWL Landeshaus in Münster (Ausgabe 3-4/2019).
Insbesondere zu letzterem sind viele Details in Zusammenarbeit mit dem Entwicklungslabor des Stahlfensterbauers Jansen entwickelt worden. Sie wurden zunächst als Mock-up 1:1 testweise realisiert und gingen erst danach in die Produktion. Zugrunde lag dem eine sehr intensive Auseinandersetzung mit den technischen Möglichkeiten, was geht - und was nicht!
Immer kommen wir an die Schnittstelle, wo wir uns den Rat holen von Fachberatern, von Stahlbauern, von Fassadenbauern und auch von Schmieden, um dann weiterzuplanen und so zu befriedigenden Lösungen zu kommen. Und diese Beratungen haben natürlich auch immer etwas mit der Qualifikation der jeweiligen Fachhandwerker und Fachbetriebe zu tun!.
Wie unterscheidet sich der Grad der planerischen Detaillierung bei einzelnen Projekten, insbesondere zwischen öffentlichen und privaten?
Die Planungstiefe hängt stark von den jeweiligen Anforderungen ab, die eine unterschiedliche Detaillierung erfordert. Wie erwähnt, arbeiten wir häufig bei Projekten mit 1:1-Modellen. Zum privaten Bereich kann ich nichts sagen, die haben wir nicht im Portfolio.
Sie entwickeln mit einem Metallbauer jeweils ein Mock-up und entscheiden gemeinsam, wie man es machen?
Genau! Das machen wir sehr häufig.
Wir bauen aber weniger Schlüsseldetails, als vielmehr ganze Musterachsen!
In dieser liegen dann beispielhafte Fenster Türen und auch Tore, aber auch zu sanierendes Mauerwerk, neue Putzflächen und Fußböden: Und das macht Sinn!
So wissen alle im Bauverlauf, wohin die Reise geht und jeder Handwerker kann beliebig oft zwischendurch nachschauen.
Das hat den Vorteil, dass damit der Interpretationsspielraum der Ausführenden deutlich einschränkt wird. Etwas was gerade bei öffentlichen Projekten ein riesiges Problem darstellt! Und weil jeder sieht, was für ein Ergebnis angestrebt ist, verliert man auch weniger Zeit mit Monierungen und Nacharbeiten. Eine Terminpünktlichkeit wird damit deutlich erhöht.
Haben Sie festgestellt, dass gerade im Fassadenbau öfter Fristen gesetzt werden müssen, als in anderen Gewerken?
Terminplanung ist aktuell in allen Gewerken sehr schwierig!. Derzeit ist es so, dass eigentlich vieles im Zusammenhang mit China oder Fernost steht. Und durch die Corona- Pandemie sind die weltweiten Lieferketten einfach unter- bzw. zusammengebrochen. Da fehlen auf einmal Bauteile von Wärmepumpen, von Solartechnik, von Schalterprogrammen - von allem möglichen! Damit entstehen riesige Terminengpässe!
Gibt es langfristige Kooperationen, auf die Sie/man immer wieder gerne zurückkommt? Oder wählen Sie immer wieder neu aus?
Natürlich gibt es langfristige Kooperationen, die auch jedes Mal wünschenswert wären!
Wir haben sehr viel Projekte im Bereich Denkmalschutz, mit häufig sehr spezifischen und sehr hohen Anforderungen. Hier spielt es eine erhebliche Rolle, dass Sie Firmen bekommen, die personell und vom Können her in der Lage sind, die jeweiligen Aufgaben umzusetzen - und nicht anfangen zu experimentieren!
Insofern arbeiten wir mit sehr vielen Firmen immer wieder gerne zusammen.
Aber feste Bindungen gibt es gar nicht: Wir sind freie Architekten!
Dennoch gibt es Firmen, die wir im Rahmen einer Direktvergabe - und nicht bei öffentlichen Ausschreibungen - bevorzugen würden!
Das geschieht über eine Vorauswahl mittels Referenzen - ob die uns nun extra vorgelegt werden oder wir die selber im Kopf haben: Die Referenzen entscheiden über eine Zusammenarbeit!
Was macht denn für Sie eine gute Erfahrung mit einem Metallbauunternehmen aus?
Das fängt damit an, dass für uns erkennbar wird, dass jemand mit einer großen Leidenschaft sein Gewerk betreibt. Wenn dann noch nicht nur die Leidenschaft zu sehen ist, sondern eine fach- und materialtechnischen Kompetenz: Perfekt!
Diese Haltung ist uns viel sympathischer , als wenn jemand versucht, irgendwelche Produkte uns anzubieten und diese in Lösungskonzepte hineinquält. Ohne ausgewiesene Fachleute, werden Sie aber kein bautechnisches Problem nachhaltig lösen können! Kompetenz erkannt man schon nach den ersten Gesprächen. Man spürt, ob da Substanz ist, ob es eine Arbeitsgrundlage gibt, auf der man gemeinsam Dinge weiterentwickeln kann!
Gibt es auf der anderen Seite eine typische Metallbauerkrankheit? Dinge, die ein Metallbauer optimieren könnte, damit eine Kooperation mit Architekten noch besser läuft?
Gerade beim Thema Metallbau - jetzt weniger im Bereich Bauschlosserei - hängt das Gewerk in einer Präzisionsschleife fest. Die ist aber bezogen auf das gesamte Objekt nur sehr schwer durchzuhalten. Ein Metallbauer arbeitet in einer Genauigkeit unter einem Millimeter, während viele andere auf dem Bau noch nicht einmal wissen, was ein Zentimeter ist: Aus dem mangelnden gegenseitigen Verständnis für die jeweilige Arbeit erwachsen regelmäßig Probleme in er Interaktion!
Es ist aber in der Verantwortung eines Architekten, irgendwelche Ausgleichsmöglichkeiten oder Toleranzen zu berücksichtigen und einzuplanen, oder?!
Genau!
Das ist ja auch eine zentrale Aufgabe von Architektur und Ausführungsplanung. Es gilt nicht nur die einzelnen Befähigungen, sondern auch die individuellen Befindlichkeiten zusammenzuführen! Das fängt in der Erde an und hört beim letzten Dachziegel auf!
In welchen Bereichen können Metallbauer und Architekten auf Augenhöhe arbeiten und wo geht das gar nicht?
Das kann ich so gar nicht beantworten! Ich finde, wenn man die einzelnen Fachkompetenzen sieht, sich gegenseitig respektiert und damit umgeht, dann kann eine Zusammenarbeit eigentlich immer nur gut und fruchtbar sein!
Man könnte auch sagen, was zählt ist der gegenseitige Respekt vor der Arbeit des anderen?!
Ja! Allerdings muss man manchmal auch feststellen, dass eine Kommunikation vorgeschädigt ist!
Das lässt sich aber auch immer wieder lösen, wenn man an einem konkreten Projekt gemeinsam arbeitet und etwas gemeinsames entsteht!
Das ist geprägt von den Umgangsformen, dem gegenseitigen Respekt und der Anerkennung durch den anderen. Daraus kann man aber keine Regel machen!
Es ist mehr eine Frage einer gemeinsamen Arbeitsauffassung, von Haltung!
Herr, Mensen, wir danken für das Gespräch!

Robert Mehl, Aachen