Projektart:
Anfrage:
Objekt:
Typ:
Büro- und Verwaltungsgebäude
Ort:
Crailsheim [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
bsp-plan gmbH 🔗, Crailsheim
Materialien:
Kunde: Zuber Beton GmbH 🔗
Publiziert:
Beton Bauteile 2023
Seiten:
68 - 73
Inhalt:
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Verwaltung Zuber- Beton, Crailsheim

Felsfassade aus Fertigteilen

In Crailsheim hat die Zuber Beton GmbH ein neues Verwaltungsgebäude bezogen. Anhand der Architekturbetonfassade will der Hersteller die Möglichkeiten seines Werkes und seiner Produktion präsentieren. Gleichzeitig wurde großer Wert auf ein besonders angenehmes Arbeitsumfeld gelegt.
Der viergeschossige Bau ist geprägt von einer umlaufenden Erdgeschossgalerie, die aus zahlreichen überdachten Parktaschen besteht. Zuber weist darauf hin, dass nicht zuletzt aus Kostengründen der Bau kein Kellergeschoss besitzt und sich die erforderlichen Technikräume nunmehr im Erdgeschoss befinden. Infolge der umlaufenden Parkplätze ist die geschlossene Erdgeschossfläche im Vergleich zu den beiden folgenden Obergeschossen auch erheblich kleiner. Abgesehen von der zur Roßfelder Straße hin orientierten Warenannahme befinden sich somit alle Büroarbeitsplätze mindestens eine Ebene über dem Erdbodenniveau.
Pflichtenheft
Vor dem Entwurf wurde ein Pflichtenheft entwickelt, in dem die benötigten Räume benannt wurden. Festgestellt wurde auch, dass der Neubau eine kubische Form aufweisen sollte. In mehreren Planungsschleifen wurde die optimale Raumaufteilung gefunden, die festlegte, dass – wie erwähnt – im Erdgeschoss nur Technikräume vorzusehen sind, im ersten und zweiten Obergeschoss dagegen alle Büros anzuordnen sind. Auf der dritten Etage, einem zurückspringenden Staffelgeschoss mit großer Außenterrasse, sollte schließlich ein großer Saal mit entsprechenden Nebenräumen errichtet werden.
Neben den geschlossenen Fluchttreppenhäusern besitzt der Bau eine offene dritte Treppenanlage. Im Erdgeschoss beginnt diese in direkter Verlängerung des Haupteingangs in Form eines einläufigen Aufgangs. Dieser ist ebenfalls als Betonfertigteil ausgeführt und hat insbesondere durch eine Ergänzung um ein einstufiges Betonpodest einen skulpturalen Charakter erhalten. Dabei waren es eher praktische Erwägungen, die zur Anlage des Podests führten. Dieses kann durchaus zum Sitzen genutzt werden, vor allem aber soll es subtil anzeigen, wann die Durchgangshöhe so niedrig wird, dass man sich an der geneigten Betontreppenunterkante den Kopf stoßen könnte.
Als Geländer wurden Stahlnetze verwendet, die zum einen leicht und transparent erscheinen und zum anderen das "rohe" und industrielle Erscheinungsbild betonen. Um jedoch einen unfertigen Eindruck zu vermeiden, wurden die Treppenhandläufe in Eiche ausgeführt.
Zeigen, was möglich ist
Oberhalb der Carportgalerie ist eine Lochfassade aus Sichtbeton mit einem relativ hohen Glasflächenanteil angelegt. Es finden sich aber auch einige komplett geschlossene Gebäudeachsen. Die Betonoberflächen besitzen allesamt eine mit entsprechenden Strukturmatrizen angelegte felsartige Textur. Die die Carportgalerie nach innen abschließenden Wandflächen zeigen hingegen, genauso wie die zurückspringenden Außenwände des abschließenden 3. OG, einem Staffelgeschoss, eine strenge horizontale Rippe. Mit dieser geometrischen Figur wurde bewusst ein Kontrast zu den eher organischen Felsformen der Hauptfassade geschaffen.
Auch die geschlossenen Wandflächen der Bürobereiche bestehen aus Betonfertigteilelementen, die ebenfalls eine besondere Oberflächentextur erhalten haben. Wie auch an der Außenfassade wurde hier mit Strukturmatrizen gearbeitet. Bewusst wollte man verschiedene Oberflächen zeigen, um den Kunden eine Vorstellung von den vielfachen Möglichkeiten der Betongestaltung zu geben. Ausgeführt wurde die felsartige Architekturbetonoberfläche der Hauptfassade in Weißbeton, bei den weiteren Elementen wurde mit Normalzement gearbeitet, der teilweise eingefärbt wurde. Bei allen Betonbauteilen war aber lediglich eine schlaffe Stahlbewehrung erforderlich.
Baukonstruktion
Die Fassade ist gleichzeitig die Rohbaukonstruktion. Sie besteht aus tragenden Betonsandwichelementen, die auch das Gewicht der einzelnen Geschossplatten aufnehmen. Die Elemente sind insgesamt 60 cm stark und weisen jeweils eine 30 cm starke Mineralwolldämmung auf mit einem Wärmedurchgangskoeffizienten λ=0,035 W/(m²K).
Bei den Decken handelt es sich um vorproduzierte Elementdecken mit einer abschließenden Ortbetonschicht. Der darauf eingebrachte Estrich wurde als Doppelboden angelegt. Alle Installationsleitungen wurden darunter, in dieser hochflexiblen Installationsebene oberhalb des Rohbaubodens eingebracht. Dies war erforderlich, da die Decken eine Heiz- und Kühlfunktion besitzen und nicht durch Abhangkonstruktionen verdeckt werden konnten. In den Bürobereichen ist der Fußboden mit reversiblen Teppichfliesen ausgelegt, die Akustikrücken aufweisen, um den Hall zu dämpfen. Die Innenraumbereiche werden ansonsten von harten Oberflächen (Betonwänden und -decken, Glasflächen, Büromobiliar) dominiert, was durch die Fliesen kompensiert wurde. In den Gängen und Funktionsräumen wurde hingegen eine fugenlose Epoxidbeschichtung aufgebracht.
Dank der im Vergleich zur Fertigungsdauer sehr geringen Montagezeit wurden die Elemente durchweg vorgefertigt und zwischengelagert. Da sich die Elemente in den einzelnen Stockwerken durchaus wiederholen, wurde eine optimierte Produktionsreihenfolge und eine einsatzorientierte Lagerung festgelegt.
Umweltbewusste Haustechnik
Das Gebäude besitzt zwei Flachdächer: Das Dach über dem 2. OG wird – wie erwähnt – größtenteils als Dachterrasse und auch als zweiter Rettungsweg des 3. OG genutzt. Es ist im südlichen Teil begrünt. Das Dach über dem 3. OG – dem Staffelgeschoss – besitzt je eine Lichtkuppel über allen drei Treppenhäusern. Diese belichten die Vertikalerschließungen und fungieren gleichzeitig als Rauch-/Wärmeabzugsanlage (RWA). Die komplette Restfläche des obersten Flachdachs ist mit einer Photovoltaikanlage in Ost- West Ausrichtung belegt, die im Maximum 30 Kilowatt- Peak (kWp) erbringen kann. Der erzeugte Strom wird zu ca. 70 % selbst verbraucht und insbesondere zum Betrieb der Luftwärmepumpe für das Heizen bzw. zum Kühlen genutzt.
Form Follows Function
Der Bau ist alles andere als ein nüchterner Zweckbau, sondern vielmehr eine gelungene Synthese aus nutzungsorientiertem Gebäude und ansprechender Architektur. Ergänzend kommt das extrem langlebige Baumaterial und der umsichtige Einsatz von nachhaltigen Technologien hinzu. All dies zusammengenommen macht dieses Gebäude zu einem Beispiel für zeitgemäßes Bauen. Auch wenn das zeitlose Bauwerk irgendwann seine heutige Nutzung verlieren sollte, wird es mit großer Sicherheit weiter verwendet werden. Unterstrichen wird seine hohe funktionale Qualität durch eine ansprechende Formsprache: Das Gebäude lädt förmlich zum Betreten und Nutzen ein!
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