Projektart:
Anfrage:
Objekt:
Expertengespräche
Typ:
Berufsschul-Blockseminar
Ort:
Neuwied [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Lehrer: OStR Michael Höhler
Materialien:
Produkt: Wicona-Fenster 🔗
Publiziert:
metallbau-2 7-8/2018
Seiten:
26
Inhalt:
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Interview mit dem Wicona- Schulungsmeister Sven Dreyer

Das Wissen muss weitergeben werden!

Sven Dreyer schult die Mitarbeiter in den Beitreiben, wie sie Systemprofile von Wicona fachgerecht montieren. Robert Mehl hat den Schulungsmeister gefragt, welche Erfahrungen er im Kontakt mit seinen Schülern macht.
Herr Dreyer, Sie schulen vornehmlich gestandene Handwerker in der Handhabung von Wicona- Produkten. Kommen solche Veranstaltungen an Berufsschulen häufiger vor?
Ich habe einen Lehrauftrag an einer Meisterschule und unterrichte in einem einwöchigen Blockseminar Fenster/Tür/Fassadenbau. Die Schüler müssen hinterher ein Stück Fassade als Meisterstück bauen. Das gilt es zu kalkulieren, statisch zu bemessen und schließlich auch zu bauen.
Und ich kann wirklich die Uhr danach stellen: Mittwochs mittags um 12 haben die Schüler, die in ihrem Beruf nichts mit Fassadenbau zu tun haben, die Nase voll und beginnen zu rebellieren. Die muss ich regelmäßig einfangen; wenn sie dann eine Woche später ihr Meisterstück angefertigt haben, sind sie dann bemerkenswerter Weise ganz besonders stolz darauf.
Das ist für mich die Herausforderung: Es ist möglich, auch Leuten, die nicht direkt vom Fach sind, diesen Stoff zu vermitteln, so dass sie ihn am Ende wirklich verstehen. Und es haben schon Aufzugtechniker und Schmiede teilgenommen, halt alle Berufe, die auch nur im Entferntesten etwas mit Metall zu tun haben.
Schulen Sie auch vor Industrie- und Handelskammern?
Selbstverständlich, wenn das gewünscht ist! Ich bin eingestellt worden, um Metallbaubetrieben zu zeigen, wie wir etwas zusammenbauen. Auch scheint es sich herumzusprechen, dass ich nicht schlecht bin. Dieser externe Schulungsbetrieb kommt mehr und mehr.
Mein regulärer Job ist es - nachdem unsere Berater die Planer von unseren Produkten überzeugt und unser Vertrieb diese an den Bauherrn verkauft haben -, zu den auftragnehmenden Handwerksbetrieben zu fahren und diesen zu erklären, wie sie alles richtig zusammen- und schließlich einbauen.
Derzeit schule ich sehr viele Großbetriebe in Litauen, die richtig große Fassadenprojekte für Skandinavien umsetzen. Denn dort gibt es extrem viel Holzverarbeitung, aber kaum Metallbau, der wird importiert.
Wie würden Sie Ihren Job umschreiben?
Ich sehe mich als Lehrer. Nur bin ich nicht klassisch an einer Schule tätig, aber meine Aufgabe ist es, Wissen weiterzugeben!
Das macht mir nicht nur unheimlich viel Spaß, ich halte es auch für enorm wichtig!
Ich bin Handwerker, ich bin Metallbaumeister: Die Berufschüler sind unser Nachwuchs.
Den gilt es zu hegen und zu pflegen - alles ist zu tun, um ihn weiterzubringen:
Sonst sterben wir aus.
Ist es bei dem zunehmenden Fachkräftemangel infolge des Geburtenrückgangs nicht eher so, dass man erstmal die jungen Leute motivieren muss, eine Ausbildung zum Metallbauer zu machen?
Mir geht es vor allem um die Weitergabe von Wissen von einer Generation zur nächsten. Immer öfter kommen Fassadenbauunternehmen auf mich zu und sagen: "Du musst zu uns kommen und zeigen, wie man eure Fenster zusammenbaut!" Ich erwidere: "Wieso? Das macht ihr doch für uns seit Jahr und Tag!" Er antwortet: "Ja, das hat aber immer der Erwin gemacht. Und der ist jetzt in Rente und hat sein ganzes Wissen mitgenommen!"
Ich beobachte das seit längerem. Im Laufe eines Berufslebens geht das mit ca. 50 - 53 Jahren los, da beginnen die Handwerker sich zu verschließen. Denn sie denken, dass sie nicht mehr so mithalten können wie die "Jungen", die was "reißen". Sie glauben, dass sie allein mit ihrem Wissen für den Arbeitgeber wertvoll sind und hüten dieses Wissen argwöhnisch wie einen Schatz. Sie wollen sich so unentbehrlich machen und die letzten Jahre bis zur Rente ihren eigenen Arbeitsplatz absichern. Ich versuche zu vermitteln und sage: "Erwin, gib Dein Wissen weiter! Bis die Dein Wissen begriffen haben und es erfolgreich umsetzen, bist Du lange in Rente!"
Meine persönliche Erfahrung ist auch, dass die 'Jungen' den 'Alten' für diese Weitergabe ihres Wissens großen Respekt entgegenbringen.Robert Mehl, Aachen