Projektart:
Anfrage:
Objekt:
Jiangsu Provincial Second Library
Typ:
Bibliothek
Ort:
Suzhou [Satellit]
Staat:
VR China
Architekt:
gmp Architekten 🔗, Hamburg
Materialien:
horizontale Aluminiumlammellen
Publiziert:
structure 26.02.20
Seiten:
online
Inhalt:
[Artikel]      
 

Neue Bibliothek von Suzhou

Verrückter Bücherstapel

Die neue Bibliothek von Suzhou verfügt über ein vollautomatisches Hochregallager für 7 Mio. Bände, was einzigartig für ganz China ist. Äußerlich geprägt ist der Entwurf der Hamburger gmp Architekten von seinen geneigten Fassaden, der an einem verdrehten Bücherstapel inspiriert ist.
Die Bibliothek von Suzhou wurde bereits im Jahr 1914 noch durch die vorrevolutionäre Qing- Dynastie gegründet. Sie war Teil des Zhengyi Colleges und hatte zunächst den Namen "Jiangsu Provincial Second Library". Nur deshalb trägt der vom Hamburger Architekturbüro gmp entworfene und realisierte Bibliotheksneubau den Namen "Suzhou No.2 Library". Tatsächlich kann der Neubau mit einer Bruttogeschossfläche von 45.300 m² als Zentralbibliothek der 10-Mllionen- Einwohner- Stadt angesprochen werden. Zudem wurde hier erstmals in ganz China ein Hochregallager für 7. Mio. Bücher eingerichtet. Derzeit umfasst dessen Sammlung, die sich auf 6.500 m² verteilt, über 4,544 Mio. Bände; umfangreiche Kapazitäten für die Zukunft sind damit vorhanden.
Das im Prinzip quadratische Gebäude weißt eine Kantenlänge von etwa 70 m und eine Höhe von 36,80 m auf. Allerdings sind seine sechs, jeweils 5,70 m hohen Geschosse zueinander, ähnlich einem verrückten Bücherstapel leicht im Uhrzeigersinn verdreht, wodurch sich geneigte Fassadenflächen ergeben. Der Baukörper umschließt einen quadratischen Hohlraum, der sich aufteilt in eine passagenartige Zugangszone im 1. OG und eine rechteckige Dachterrasse im 3. OG. Von außen erreichbar ist die erhöht angelegte Zugangspassage über Freitreppen an der östlichen und an der westlichen Gebäudeseite. Über diese Durchgänge hinweg haben die Architekten ab der dritten Etage die Geschossebenen brückenartig geführt, so dass ab diesem Level eine durchgehende Bibliotheksfläche entsteht.
Auskragende Deckenflächen<br Bedingt durch stark geneigte Fassadenfront kragen die Bodenplatten der obersten Geschosse bis zu 10 m vor die tragenden Wänden vor. Sie werden teilweise abgefangen durch eingestellte, analog zur Fassade geneigte Rundstützen. Auch diese schräg stehenden Stützen sind übereinander angeordnet, d.h. sie leiten geradlinig ihre Gewichts- und Scherkräfte durch die dazwischen geschaltete Geschossplatten in die Schrägstützen der Ebene darunter ein.
Bei der Fassade selber handelt es sich um eine Vorhangfassade, bei der die vertikal angeordneten Glaselemente von großformatigen Rechteckprofilen gehalten werden. Formal gegliedert wird die Fassade durch großformatige und horizontal angeordnete Aluminiumlammellen. Die Bibliothek ist getreu dem selbst auferlegten Grundsatz "Gleich, Frei, Professionell, Höflich und Effizient" 365 Tage im Jahr, zwölf Stunden am Tag geöffnet.
Robert Mehl, Aachen
https://www.structure-magazin.de/artikel/verrueckter-buecherstapel-neue-bibliothek-von-suzhou-35235