Projektart:
Anfrage:
Objekt:
Am Seestern 24
Typ:
Bürogebäude
Ort:
Düsseldorf [Satellit]
Staat:
Deutschland
Architekt:
Materialien:
Alucobond, Glas, Altbausanierung
Publiziert:
Profile VI 10/2008
Seiten:
56 - 65
Inhalt:
[Artikel]      
 

Interview msm architekten

Ein wichtiger Aspekt ist die Energieeffizienz

 
Welche Bedeutung besitzt eine Fassade bzw. ein Fassadensystem bei einer Revitalisierung?
Meyer:
Bei Revitalisierungsprojekten untersuchen wir zu allererst das gegebene Achsraster auf seine Wirtschaftlichkeit. Wir analysieren die Funktionsweise des Objektes und versuchen diese zu optimieren. Dem Projekt Seestern haben wir nicht nur ein neues, zeitgemäßes Kleid verliehen, wir haben es grundsätzlich neu von Innen nach Außen strukturiert. Um die Bürofunktionalität zu erhöhen, haben wir das bestehende Ausbauraster von 1,80 m auf 1,30 m reduziert. Das Ausbauraster entspricht damit nicht mehr dem Konstruktionsraster, die Büros wurden dadurch kompakter und erlauben eine ganz andere Effizienz in der Vermarktung der Fläche.
Schmitz- Morkramer: Ein zweiter wichtiger Aspekt ist die Energieeffizienz. Die alte Fassade aus den 70er Jahren entsprach nicht mehr den heutigen bauphysikalischen Anforderungen. Neben der fehlenden Dämmung waren auch die Art des Sonnenschutzes und die übergroßen, unhandlichen Fensterformate nicht mehr zeitgemäß. Eine Revitalisierung beinhaltet selbstverständlich eine Modernisierung der Außenhaut auf der Basis aktueller Energiekonzepte. So gilt es einerseits, genügend Licht in das Gebäude zu holen, andererseits aber auch eine Haut zu schaffen, die vor übermäßiger Sonneneinstrahlung und Wärme schützt.
Wie kam es zu dieser charakteristischen Rhythmisierung der Fassade?
Meyer:
Aus Gründen der Flexibilität und der Wirtschaftlichkeit ist es ausreichend, wenn nur jeder zweite Fensterflügel zur Belüftung geöffnet werden kann. Daraus konzipierten wir die Fassade. Wir entwickelten zwei Elemente, eines mit Festverglasung und ein Modul mit einem Öffnungsflügel in einem Alucobond- Rahmen. Diese Elemente wechseln sich ab und bestimmen die Struktur der Fassade.
Wie entstand das Farbkonzept der Fassade? Welche Bedeutung hat dabei die Farbe der Blendrahmen der Fenster?
Schmitz- Morkramer:
Wir wollten einen starken Hell- Dunkel- Kontrast erzeugen. Die weiße Alucobondfassade sollte als ein tektonisches Gerüst optisch vor der homogen-dunkle Fläche der Verglasung stehen. Tagsüber erscheint Glas ohnehin weitgehend dunkel, zumal wir aus energetischen Gründen ein Sonnenschutzglas verwendet haben, das leicht grau getönt ist und den Kontrast verstärkt. Darüber hinaus haben wir Schwarzgrau als Farbe für die Blendrahmen gewählt, so dass diese zusammen mit dem Glas als eine Einheit wahrgenommen werden. Auch der Sonnenschutz besitzt diese Farbe.
Die Anmutung der Fassade mit den alternierenden Fenstergrößen suggeriert eine komplexe Unterkonstruktion. Tatsächlich basiert beides auf einem einheitlichen Grundelement. Können Sie das einmal näher ausführen?
Schmitz- Morkramer:
Es gibt zwei Fassadenelemente mit einem Achsmaß von 1,30 m, deren Grundkonstruktion identisch ist: Eines ist das Element mit der ganzflächigen Festverglasung, das andere ist das mit dem zu öffnenden Fensterflügel in einem geschlossenen Rahmen. Die Unterkonstruktion dieser Module besteht aus Konsolen, die an den Decken angebracht werden. In diese werden die vorgefertigten Fassadenelemente eingehängt. Im nächsten Schritt wird die Alucobond- Verkleidung, sowohl die der Decken als die des Fensterelementes, von außen befestigt. Im Innenraum ist die Fassade durch eine Metallverkleidung sehr homogen, ein bündig in die Fassade integrierter Sockelkanal nimmt die Datenverkabelung und die Elektroversorgung der Büros auf. Die besondere Qualität der Fassade besteht darin, dass sie vollständig aus Standardprodukten erstellt ist und doch eine extreme Konturierung und Plastizität besitzt. Sie ist sehr wirtschaftlich und war sehr schnell zu konstruieren. In einer Woche haben wir ein Fassadengeschoss fertiggestellt.
Ist eine weiße Fassade nicht sehr wartungsintensitiv?
Schmitz- Morkramer:
Um die weiße Fassade lange attraktiv zu halten, ist es notwendig, die Fassade optimal zu entwässern. Dies bedeutet vor allem das Ablaufnasen verhindert werden müssen. Bei unserem Seestern- Objekt führen wir das Regenwasser der Fensterbänke nach innen und lassen es im Hohlraum zwischen der thermischen Isolierung und Alucobond- Außenhaut abtropfen.
Bei der Gestaltung der Innenflächen haben Sie bewusst den bestehenden Kern noch größer gemacht und so die verfügbare Bürofläche reduziert. Trotzdem gewinnt das Gebäude dadurch. Warum?
Schmitz- Morkramer:
Der Kern war ursprünglich nur 4 m breit und ging durch das komplette 50 x 22 m große Gebäude durch. Während wir den Kern in der Mitte auf 8 m erweitert haben, stutzten wir ihn an den Stirnseiten stark zurück. So erhielten wir zusätzliche, attraktive Büroflächen. Der Kern ist somit nicht größer, wir haben ihn aber in seinen Dimensionen geändert. Dies ermöglichte auch das Einrichten von Zugangsschleusen, die bei einem Sicherheitstreppenhaus vorgeschrieben sind. Diese Schleusen waren nötig geworden, da wir im Zuge der Revitalisierung ein außen liegendes Fluchttreppenhaus entfernt haben. Zum einen verringerte sich durch diese Veränderung die Bürotiefe von 8 m auf marktübliche 6 m plus einer Gangbreite, zum anderen konnten wir so wertvolle belichtete Flächen an den Stirnseiten hinzugewinnen. Wir haben also nur die ohnehin schlecht belichteten Bereiche dem Kern zugeschlagen, während qualitätvolle Flächen an der Fassade für die Büroflächen hinzugewonnen wurden. Wir konnten im Rahmen einer Projektstudie nachweisen, dass die Arbeitsplatzeffizienz im Gebäude durch das Verkleinern des Außenrasters von 1,80 m auf 1,30 m und die Optimierung der Grundrissgestaltung um 30 % gesteigert werden konnte. Somit ist das Gebäude nach der Revitalisierung von einem Neubau kaum mehr zu unterscheiden. Die Mietinteressenten waren sehr angetan und unser Bauherr konnte das Gebäude innerhalb kurzer Zeit voll vermieten. Ein perfektes Beispiel für eine erfolgreiche Revitalisierung.

Die Architekten Holger Meyer und Caspar Schmitz- Morkramer sprachen mit Robert Mehl, Aachen
http://www.schueco-profile.de