Projektart:
Anfrage:
Objekt:
Royal Alberta Museum
Typ:
Naturkunde- & Heimatmuseum
Ort:
Edmonton [Satellit]
Staat:
Kanada
Architekt:
DIALOG 🔗, Nordamerika
Materialien:
Beton, Glas
Publiziert:
structure 31.10.2018
Seiten:
online
Inhalt:
[Artikel]  [2]      
 

Royal Alberta Museum, Edmonton/CDN

Museumstreppe als Exponat

Am 3. Oktober wurde im kanadischen Edmonton das königliche Museum des Bundesstaates Alberta eröffnet. Der massive Betonbau ist auf eine langlebige Nachhaltigkeit ausgelegt, bei dem bewusst dessen Konstruktion inszeniert wird. Hauptexponat ist die "Feature Stair", eine über 18 m freitragende Ortbetontreppe im Eingangsfoyer. Ihrer makellosen Untersicht galt die besondere Aufmerksamkeit - auch der Statiker.
Alberta ist die westlichste der kanadischen Prärieprovinzen und wurde 1882 von den Nordwestterritorien als eigener Bundesstaat abgespalten. Seine Hauptstadt ist Edmonton, entsprechend groß war der Wunsch dem bisherigen heimatbezogenen Naturkundemuseum einen repräsentativeren Charakter zu verleihen. In Edmonton ist es sehr lange sehr kalt, Wintertemperaturen unter -30°C sind keine Seltenheit, über 30°C jedoch eher die Ausnahme. Bewusst haben die Architekten bei dem sehr auf Nachhaltigkeit ausgelegten Museumsneubau auf ein Ausnutzen der Massenträgheit gesetzt und einen klassischen Massivbau aus Beton geschaffen. Wie ein Schwungrad nehmen die Baumassen im Sommer Wärmeenergie auf und geben sie langsam winters wieder ab. Gleichzeitig sollte der Bau aber leicht erscheinen, weshalb die Architekten von Dialog Design bewusst mit weiten Auskragungen und expressiv-leicht erscheinenden Konstruktionsdetails gearbeitet haben.
Die Showtreppe
Augenfällig ist die so genannte "Feature Stair" im Eingangsfoyer, eine über 18 m weit spannende, spiralförmige Freitreppe, die allein auf einer kleinen, freistehenden Wandscheibe ruht. Die Stufenbreite der Treppe beträgt im Mittel 2.200 mm und ihre konstruktive Höhe variiert zwischen 375 mm und1.150 mm im Bereich des massiven Erdgeschossantritts.
Der Statiker Jim Montgomery und die verantwortliche Projektleiterin Diana Smith weisen darauf hin, dass eine weitgehend makellose Treppenuntersicht angestrebt wurde. Betontechnologen entwickelten hierfür eine Betonmischung mit einer für eine Treppenbetonage geeigneten Steifheit, einem geringen, rissreduzierenden Schwindverhalten, die aber dennoch eine ausreichende Fließfähigkeit (Rheologie) aufweist, so dass die dreidimensional-verformte Schalung vollständig ausgefüllt wurde. Zum Erzielen einer möglichst glatten Oberfläche erstellten Zimmerleute aufwändig eine glatte Holzschalung, die zusätzlich mit einer Expoxitharzschicht belegt und beigeschliffen wurde.
Unerwünscht waren so genannte "Druckstellen": sowohl eine Lunkerbildung (sichtbare Kornzuschläge), ein unschönes Durchdrücken der Stahlarmierung aber auch eine Setzbewegung der Schalung infolge der bei einer vor- Ort Betonage unvermeidlichen, zeitweiligen Punktlast. Hier arbeiteten die Ingenieure in schrittweiser Betonage. Zusätzlich wurden die nach oben herausragenden Bewehrungseisen der künftigen Betonstufen an temporär aufgestellten stählernen Horizontalträgern abgehängt. Diese überspannten meterweise das "freischwebende" Paket aus Holzschalung und Stahlbewehrung. Die entsprechenden Vertikalverbindungen wurden erst kurz vor der eigentlichen Stufenbetonage entfernt, als die zuerst eingebrachte geneigte Grundebene der Freitreppe schon tragfähig war. Das Design der Treppe war detailliert in 3D- Modellen entwickelt, dann in eine Arbeitsumgebung des Building Information Modelling (BIM) überführt und schließlich an das ausführende Bauunternehmen weitergereicht worden.
Robert Mehl, Aachen
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