Projektart:
Anfrage:
Objekt:
Goede Doelen Loterijen
Typ:
Verwaltungsgebäude
Ort:
Amsterdam [Satellit]
Staat:
Niederlande
Architekt:
Benthem Crouwel 🔗, Amsterdam
Materialien:
Nachhaltige Altbausanierung
Publiziert:
structure 05.04.2019
Seiten:
online
Inhalt:
[Artikel]      
 

Sitz einer niederländische Lotterie, Amsterdam

Arbeiten unterm Blechblätterdach

Seit Dezember sitzt die niederländische Wohltätigkeitslotterie in einem sanierten Industriebau im Amsterdamer Süden. Der Bau weist einen öffentlichen Innenhof mit mediterranen Anklängen auf. Baumstützen tragen dessen Glasdach, darunter liegende Aluminiumbleche filtern das Tageslicht.
Die "Goede Doelen Loterijen" - zu deutsch die "Gute Ziele Lotterie" ist eine niederländische Wohltätigkeitsinstitution. Den meisten Niederländen ist sie ein Begriff, insbesondere ihr propagierter Anspruch die Welt grundsätzlich etwas besser machen zu wollen. So nimmt es nicht wunder, als diese Lotteriegesellschaft sich selber das Ziel setzte, ihre über Amsterdam verstreuten 600 Mitarbeiter an einem Sitz zu vereinigen, diesen so nachhaltig und so arbeitnehmerfreundlich wie möglich zu realisieren. Zu diesem Zweck führten die mit der Realisation beauftragten Architekten Benthem Crouwel, zusammen mit den für das Interior Design zuständigen D/Dock und Yolanda Laudon Mitarbeiterworkshops durch, in denen diese in bildnerischer Weise ihre Wünsche für einen idealen Arbeitsplatz formulieren sollten.
So entstand die Idee eines, an eine italienische Piazza erinnernden Innenhofes im Halbschatten. Überdacht ist er von einem Glasdach unter dem ein Blätterwald aus silbernen Aluminiumblechen hängt. Insgesamt 6.800 serviettenartig gefaltete Dreieckswinkel brechen ihrem natürlichen Vorbild nicht unähnlich das einfallende Sonnenlicht mannigfach und lassen dieses nie dauerhaft auf einen Punkt strahlen. Die Architekten blieben im formalen Bild eines Waldes und entwickelten sechs, feinverästelte Baumstützen aus Stahl - drei größere, drei kleinere -, welche die scheibenartige Dachkonstruktion tragen.
Da - wie erwähnt - die Schaffung eines allgemeinen Bewusstseins für Nachhaltigkeit zu den zentralen Werten dieser Lottogesellschaft zählt, war diese bei der Schaffung ihrer neuen Gebäudes von essentieller Bedeutung. Es war letztlich mit der Hauptgrund, warum man sich für eine Gebäudesanierung und nicht für den Abriss des Bestandes und einen Neubau an gleicher Stelle entschied. So wurde das Baumaterial von abgerissenen Gebäudeteilen an anderen Stellen des Umbaus - und wenn nur als Verfüllmaterial - wiederverwendet. Selbstverständlich wurden alle neuen Baumaterialien auf ihre Nachhaltigkeit geprüft und das ganze Objekt nicht nur im Passivhaus, sondern im Energie- Plus- Standard realisiert.Dafür wurden auf dem Dach 949 Photovoltaikelemente zur Energiegewinnung installiert, auch wird das Regenwasser gesammelt und als Brauchwasser oder zur Bewässerung des ausgedehnten Dachgartens genutzt.
Denn neben dem mediterranen Ambiente wünschten sich die Mitarbeiter so viel Grün wie möglich. Wichtig war den Architekten, dass nachhaltige und grüne Gebäudecharakter auch äußerlich sichtbar ist.. So gibt es immer wieder Abstufungen und Einschnitte in der Gebäudekubatur, die die intensiv bepflanzten Dachterrassenflächen aus der Fußgängerperspektive erfahrbar machen.
Ende letzten Jahres hat die niederländische Königin Máxima das Gebäude offiziell eingeweiht. Es hat 92,61% der BREEM- Zertifizierung errungen und damit dass ab 85% vergebene Prädikat "Outstanding" erhalten. Aktuell ist der Bau die nachhaltigste Gebäudesanierung der Niederlande überhaupt.
Robert Mehl, Aachen
https://www.structure-magazin.de/artikel/arbeiten-unterm-blechblaetterdach-niederlaendische-lotterie-amsterdam-33937